Herrn
Medicinal-Rath Dr. Schelling
in
g[an]z frey.
Erlangen .
Da meine Frau nun doch früher, als ich gedacht, zurückgekommen ist und ich theils für sie – zu weiterer Förderung der glücklich begonnenen Herstellung – theils auch für mich selbst eine kleine Veränderung vortheilhaft finde: so denken wir Ende dieser Woche, wahrscheinlich von hier abzureisen, und wenn es Dir und Deiner lieben Frau nicht entgegen noch lästig ist, etwa in Stuttg˖[art] einzutreffen. Meine Zeit ist jedoch so beschränkt, daß ich dem Aufenthalt in Wirtemberg, wo ich meiner Frau gern noch einige andre Gegenden zeigen möchte, nur höchstens 8 Tage widmen kann. Wir werden Kutscher und Pferd bey uns behalten, und bitten nur Deine liebe Frau, sich durch keine weitläuftigen Voranstalten zu unsrem Empfang im Geringsten zu beunruhigen, überhaupt aber uns so einfach als möglich aufzunehmen und zu bewirthen. Von den Kindern bringen wir keines mit, und hoffen so, die Beschwerde für Deine liebe Frau wenigstens in etwas zu vermindern. Wir können uns, da wir doch einmal eine Reise machen wollen, das Vergnügen nicht versagen, Dich und Sie noch diesen zu sehen. Sollten wir uns aber in der Rechnung irren, und die Entbindung Deiner lieben Frau näher, als wir denken, bevorstehen, so bitte ich Dich inständig, ihr von unsrem Vorhaben nichts zu sagen, und mich durch ein Brieflein poste restante in Schwäbisch Gmünd abzugeben, davon zu benachrichtigen, damit wir in diesem Fall uns auf eine bloße Begrüßung beschränken und unsern Weg nach Heidelberg ohne längeren Aufenthalt fortsetzen. Nur unter all’ diesen Voraussetzungen, und in der gewissen Hoffnung, Deiner lieben Frau nicht wirkliche Ungelegenheit zu verursachen, kann ich mich entschließen, unsrer Reise diese Richtung zu geben. Wie werde ich mich freuen, Dich und Deine liebe Frau wieder, im besten Wohlseyn und erheitert von der schönsten aller Hoffnungen, zu sehen! Dieß wird die Freude, welche ich über den guten Weg, auf welchem sich die Herstellung meiner Frau befindet, in diesem Augenblick genieße noch bedeutend erhöhen. Das Übel ist zwar nicht völlig gehoben, aber doch in seinem Grund erschüttert, ich fange an für möglich zu halten, daß dasselbe, wenn nicht durch die bloße Nachwirkung von Carlsbad oder Wiedergebrauch, völlig aufgehoben, doch bis zu einem Grade beschränkt werden könne, bey welchem ich nicht mehr für ihr Leben zu fürchten habe. Die heilsamste und am Meisten guten Erfolg weissagende Veränderung bemerke ich in Ihrem allgemeinen Befinden – ihrer wiederhergestellten Beweglichkeit und heiteren Stimmung.
Grüße Deine liebe Frau und alle die Unsrigen herzlichst von uns. Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
Fr.