Herrn
HofMedicus Dr. Schelling
in
durch Gewogenheit
Liebster Karl!
Meinen besten Dank für Deinen Brief, den ich durch Herrn LeibMedicus von Jäger erhalten. Ich bedaure nur, daß Du und Deine liebe Frau diese Gelegenheit wahrgenommen, um wieder sich in Unkosten mit meinen Kindern zu setzen. Ich bitte Dich, diese Gewohnheit, jedem meiner Kinder ein Geschenk zu machen, nur in Zeiten aufzugeben; denn wenn es so fortgeht bey uns mit Kindern, könntest Du Dich, trotz Deiner schönen Einnahmen, am Ende zum armen Mann schenken. Doch, dieser Scherz bey Seit gesetzt, empfange nebst Deiner Frau unsern herzlichsten Dank für diesen Beweis von Liebe und Wohlwollen. Wären wir nur im Stande, Dir dagegen irgend Etwas angenehmes zu schicken. Ich wollte meine Kinder könnten Dir selbst danken; ich schmeichle mir, daß Du an ihnen Freude haben würdest.
Ich habe Deinen Rath befolgt, und Herrn von Jäger über meine Gesundheits-Umstände gesprochen. Er war der Meynung, die ich in meinem letzten Briefe schon geäußert, daß hiebey zugleich auf tonische Mittel bedacht zu nehmen sey. Er hat mir eine Mischung von China, Guajac, Flor. Sulph. und Rhabarber verordnet. Wir wollen nun sehen, ob ich das vertrage und ob es hilft. Ich ersuche Dich mittlerweile doch noch über meinen Zustand nachzudenken, über den Dir Herr von Jäger, da ich Dir so ausführlich geschrieben, nichts Neues wird sagen können. Er fand, daß ich wohl aussehe, dieß ist auch der Fall, so wie ich mit dem Unterleib in Ordnung bin, d.h. wenn ich mir Erleichterung durch Arzneymittel verschafft habe. Versäume ich diese aber, so befinde ich mich nicht nur schlecht, sondern mein Aussehen ändert sich auch. Solltest Du nur nach den Umständen die ich Dir gemeldet irgend etwas anders für zweckmäßiger halten, so bitte ich Dich, es mir mitzutheilen. Auf jeden Fall werde ich Dich von der Wirkung obiger Vorschrift in Kenntniß setzen.
Noch bitte ich Dich, Herrn und Frau Min˖[ister] von Vellnagel auch unsern innigen Antheil an dem schmerzlichen Verlust zu bezeugen, den sie erlitten haben. Möge er Ihnen durch andere freudige Begegnisse erleichtert werden. Besonders wünsche ich auch, daß Deine liebe Frau und Du von den Anstrengungen und den Gemüthsbewegungen, die von solchen Vorfällen unzertrennlich sind, keine unangenehme Nachwirkung erleiden.
Gar zu gern möcht ich auch der lieben Mutter schreiben aber die Zeit erlaubt es nicht. Mich freut aus Deinem Briefe zu sehen daß sie bald wieder nach Stuttgart kommt, sehr freuen soll mich wenn sie schon da ist. Sage ihr nebst den herzlichsten Grüßen von uns, daß meine Frau oder ich auf ihr liebes Schreiben von Ludwigsburg ihr baldigst antworten werden.
Leb’ recht wohl und behalte mich lieb
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
Fr.