Sr. Wohlgebohren
dem Herrn Medizinal-Rath
Dr. Schelling
in
frey Gränze.
München den .
Liebster Bruder!
Herr Professor Kopp ist Abend glücklich angekommen; der Kutscher hat sich heute früh gleich bey mir gemeldet, und höchst ungern lasse ich die Gelegenheit vorbey, mit demselben nach Stuttgardt zu reisen; allein es hätte sich mit der größten Anstrengung doch nicht erzwingen lassen; zum Ueberfluß wurde auch Paul noch an einem Entzündungsfieber bedenklich krank, und muß noch heute das Haus hüten. Ich danke Dir herzlich für Deine auch in dieser Hinsicht für mich gehabte Vorsorge. Herrn Professor Kopp habe ich noch nicht gesehen; ich hoffe von ihm die besten Nachrichten von Dir und allen den lieben Unsrigen zu erhalten. Wir wollen doch nicht hoffen, daß Deine liebe Frau auch für die kleinen Kinder um Betten besorgt gewesen ist, wir wollten natürlich diese mitbringen. Unsere liebe Schwester bitte ich, zum Voraus sich um einen Privatlehrer umzusehen, bey welchem Paul während unserers Dortseyns seine Studien der lateinischen Declinationen und Conjugationen fortsetzen kann, so wie einen Schreiblehrer für ihn und einen Lesen-Lehrer für Fritz. Die Schwester ist vielleicht so gut zu erlauben, daß diese Stunden in ihrer Wohnung genommen werden. Die Knaben sollen nicht bloß lernen, sondern sie müssen auch in dieser Zeit durchaus beschäftiget werden, um nicht allzu lästig zu werden. Danke Deiner lieben Frau für die große Güte mit der sie schon zum Voraus sorgt, nicht bloß mich und meine Frau, sondern auch die sämtlichen Kinder aufzunehmen. Ich hoffe nun gewiß Dir bald mit Bestimmtheit den Tag anzeigen zu können, an welchem wir abreisen werden.
Lebe inzwischen recht wohl; möge meine große Freude durch nichts getrübt, und besonders keines der Kinder noch einmal krank werden!
Mit herzlichsten Grüßen
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
Fr.