Schelling Nachlass-Edition

Die freundschaftliche und herzliche Theilnahme welche meine liebe Fritze in allen Verhältnissen bey Ihrer Familie gefunden hat, verpflichtet mich in jeder Hinsicht mit ungetheilter Anhänglichkeit an Alles was auf Ihre häuslichen Glückseeligkeit verehrtester Herr Hofrath Bezug haben kan, anzuschließen. Indem ich mich daher noch besonders Ihres freundlichen Wohlwollens empfehle, erfülle ich eine der angenehmsten Pflichten durch die Anzeige, daß meine liebe Frau in der Nacht vom 8ten auf den 9ten des morgens 2 Uhr von einem liebenswürdigen gesunden Mädchen glücklich entbunden worden ist. Fritzchen vergleicht den kleinen Ankömmling mit Ihrem Klärchen. – Ich habe aus dem Grunde bis heute mit dieser Anzeige an Ihre mir so verehrungswürdigste Familie zugewartet, damit ich zugleich über die Gesundheit der Wöchnerinn und des Kindchens beruhigende Nachrichten beyzufügen im Stande bin. Das Kleine kam mit Schluß der 36ten Woche vollkommen ausgebildet und gesund zur Welt, die Mutter hat sich zwar die 40te Woche zum Ziele gesezt, die Natur kam aber diesem Termin zuvor. Da heute bereits der 7te Tag eintritt und in dieser Zeit das Kleine schon brav gediehen ist, so hoffen wir mit voller Zuversicht, daß keine weitere Störung unseres Glückes erfolgen werde.

Im Vertrauen auf Ihre Güte erlauben wir uns Sie verehrtester Herr Hofrath zum Gevatter für diesen kleinen Gegenstandes unserer höchsten Glückseeligkeit zu bitten; wird durch Ihren Seegen ein Funken jenes geistigen Lebens das Ihrem für wahre Freundschaft so empfänglichen Herzen inne wohnt, auf diese kleine Pflanze übergehen, so wird es für jedes Lebensverhältniß hinlänglich Kraft fühlen – wie sie die Mutter in den traurigsten Stunden ihres Lebens im Umgange mit Ihrer Familie gefunden hat.