Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Seiner Hochwohlgebohrn

Herrn Director von Schelling

in

München.

Euer Hochwohlgebohrn

habe ich die Ehre gegen die mir von Herrn O[ber]Reg˖[ierungs]Rath Waechter allhier für Sie zugestellte f 800.-. angeborgen den gleichen Betrag in einem Wechsel de
f 800.-. ### 24 Fuß per auf Benedict Henle daselbst zu überreichen, deren Empfang mir gelegenheitlich gef˖[älligst] anzuzeigen bitte.

Wir hofften immer, im Laufe dieses noch das Vergnügen zu haben, hochzuverehrenden Herrn Oncle und verehrungswertheste Frau Tante bey uns zu sehen, allein leider sehen wir unsere Hoffnungen vereitelt: wir leben nun in der angenehmen Erwartung, diesen uns so schätzbaren Besuch künftigen um so gewißer in Ausführung gebracht zu sehen, als die dem Württemberger angebohrene Anhänglichkeit an sein Vaterland Ihnen keine zu lange ununterbrochene Abwesenheit aus den vaterländischen Fluren gestatten dürfte.

Sie hätten die Freude meiner beyden jüngsten Brüder Adolph und Theodor sehen sollen, als wir ihnen von dem unbezweifelbaren nahen Besuch des Herrn Oncles und der Frau Tante und der beyden lieben Vetterchen sagten. Der kleine Theodor hüpfte vor Freuden, und bildete schon allerhand Projeckte, wie er sich mit dem lieben Fritzchen unterhalten wollte, so wie Adolph sich andernseits freute, daß der Besuch zufällig in die vakanz falle, wo er sich doch recht mit dem lieben Paul ungehindert abgeben könne.

Bey dieser Gelegenheit kann ich Ihnen meine Freude über das glückliche Gedeihen der beyden Knaben nicht vorenthalten; Adolph macht brave Fortschritte in der Klaße, und wurde vor einigen Tagen aus der ersten in die 3te Klaße promoviert, und ich habe Ursache zu glauben, daß er bey der ersten Location die Hälfte der Promotion überspringen wird. Theodor fängt nun auch an, sich mit Büchern zu beschäftigen, was sich nun freilich vorerst noch auf die Elementar Kenntniße des Lesens beschränkt, indessen zeigt der Knabe so viele Anlagen, und einen so offenen Kopf, dass sich uns die schönste Aussicht in die Zukunft auch mit ihm öffnet.

Ueberzeugt von Ihrer gütigen Theilnahme an allem, was auch unsere Familie betrifft, glaubte ich Ihnen diese kleine Mittheilung schuldig zu seyn, und indem ich mich nun noch der vielfachen herzlichen Grüße von Seite des Herrn Oncles Medicinal Raths und der lieben Mutter hiemit entledige, verharre ich mit ausgezeichneter Hochachtung
Euer Hochwohlgebohren
gehorsamst ergebenster
Neveu

A.F. Louis Groß

Viele gehorsamste Empfehlungen der achtungswerthen Frau Tante und viele Grüße den lieben Vetterchen; Unter den Pappieren der verewigten unvergeßlichen Frau Großmutter fand ich noch beyliegenden Schein, der als in der Theilung vernehmst keine weitere Gültigkeit mehr hat und den ich Ihnen daher zurücksende.