Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Liebster Bester Friz!

Wie sehr wir Eltern uns über die Nachricht von Deiner glüklichen Verbindung erfreüt haben kan ich Dir nicht beschreiben, und ist jezt unser Herzlichster wunsch, daß gott mit Dir, und unserer liebsten Frau Tochter Sein und bleiben möge, und Seine Vorsehung und gnädige Aufsicht Eüch Lieben reichlich erfahren lassen, damit wir alle Ursache haben, Ihn vor diese Führung zu Preissen, ich bin nun ganz beruhiget daß ich meinen Guten Friz nun so Vortreflich berathen weiß, es hat mir bisher so viele Sorgen und Kümernisse Gemacht, da ich Dich so verlassen in einem frembden lande dachte. Gott Seie es gedankt der nun so gut Dich berathen hat, Er wird noch ferner mit Dir Sein. wir wünschten nur jezt auch so glüklich zu sein, Deine Edle Frau unsere neüe liebe Frau Tochter Persöhnlich kennen zu lernen wäre es nicht möglich, daß Du uns die Freüde machen Könntest mit Deiner Frau, zu des Karls Hochzeit zu Komen, Sie, solten unsere freüde daran verdoplen vermuthlich ist sie den an der Frau StadtsSecretäirin und an des lieben Papa GeburtsTag. Du wirst gewiß auch freüde an der J[un]gfr˖[au] Braut und an der Familie Haben, wenn nur der liebe Gott dem Papa Gesundheit schenkt, bis dorthin daß Er die freüde hat Seinen jüngsten Sohn nun auch mit einer rechtschafenen Person Trauen zu Sehen, Gott hat an unserer Familie uns grosse Barmherzigkeit erzeigt, Sein Nahme seie gelobt, gerne wolte ich Dir, und Deiner liebsten Frau, nur auch ein Zeichen unseres andenkens übersenden ich denke aber, es doch so lang anstehen zu lassen bis wir sehen ob wir es nicht Persöhnlich daß Vergnügen haben werden es zu thun, endlich habe ich daß Tuch von der Bleich erhalten wo ich Dir gerne ### daraus machen wolte, der Karl hat aber daß Maß verlohren ehe Er mir es geschikt, und denke wolle eben daß Tuch so hinein schiken Deine Theureste Frau Gemahlin ist so gütig und besorgt es, darf man es, wenn Du je nicht den Spättling mehr zu uns Komst es der Post anvertrauen, weil es neü Tuch ist, muß man es auf den Brief hinsezen schwer, ist es nicht weil es fein ist, Hast Du doch meinen lezten Brief erhalten, es mag jezt ungefehr sein daß ich Dir geschrieben habe, der liebe Papa hat auch wieder ein Anliegen daß Examen ist in 14 Tagen oder längstens 3 wochen, da läßt Er Dich herzlichst bitten ob Du Ihm nicht wieder aus der Noth helfen Könntest, und Ihm ein Examinalls vor Seine Seminaristen schiken möchtest, auf den Fall lasse Er Dich bitten etwa ein Historisches Thema zu wählen weniger abstrak als daß leztere war, die jungen Herrn verstehen es so gar noch nicht und da ist daß leztere Examinals sogar nicht gut von Ihnen bearbeitet worden, und der Papa konnte es auch nicht recht Hebräisch machen, Solte es aber bei Deinen vielen geschäften Dir beschwerlich sein so bitte nur um etliche linien, so muß der Papa eben sehen wie Er Sich hilft es geschieht Ihm sehr sauer, wenn Er so etwas arbeiten solle, Er hat es schon 8 Tag Probirt ein Examinall aufzusezen es gelang Ihm aber nicht Er wolte Dich verschonen, ist eben Traurig daß Er durch Seinen anfall so geschwächt geworden, unser Herr Professor Pauly läßt Sich Dir gehorsam empfehlen, und Seine Freüde bezeigen über Deine Verbindung, der gute Mann ist wieder so betrübt worden, Sein rechtschafener Sohn der Seminarist der auf den Magister worden wäre, ist am Nervenfieber gestorben, es ist ein Hoffnungsvoller Mensch gewessen, der dem Herrn von Wangenheim die collegia des Professor Eschenmäiers nachgeschrieben und eben sich vortrefllich auf die Philosophie gelegt, daß es nun Schade daß Er so frühe gestorben Herr von wangenheim begleitete Ihn in Seinem wagen auf den Kirchhoff und nahm den bekümerten Vatter zu Sich in Seinen wagen und Tröstete Ihn, gegenwärtig hat Sich jezt auch Sein 6 Jähriges Töchterlein auch auf den Tod gelegt daß indessen Seine freüde war, ich fürchte Er verliere es auch noch, denn hat Er noch den einigen Sohn; der Karl ist eben recht vergnügt in Stuttg˖[art] ich mögte Ihm nur gönnen, daß Er vollends in der ruhe wäre, Seine Praxin hat sich durch Jacobi Tod um Vieles verstärkt und jezt komt auch noch die augen operation dazu daß Er sehr beschäfftiget ist, wenn Du an Deine würdige Frau Mamma nach Gotha Schreibst, so melde Ihnen unser ehrerbietiges andenken und Seie so Gut und empfehle uns Ihrer Gewogenheit und Freündschaft.

Deiner liebsten Frau empfehlen wir uns zu gütigem andenken und Dich liebster Friz grüssen wir Taussendmal Gott Schenke uns recht gute Nachrichten von Eüch Lieben ich bin mit zärtlichster liebe
Deine
Treüe Mutter

Schellingin.