No. 8.
Mittewoch den .
Nun weiß ich doch Du, liebster Freund! warum ich alle die Tage in solcher Sorge um Dich war, ich konnte den Mittewoch der mir endlich Briefe von Dir bringen sollte gar nicht erwarten. Endlich ist er da der ersehnte Tag und in aller Frühe (noch eher als ich hoffen durfte, die vorige Woche brachte ihn der Friedrich erst ) erfreut mich Dein lieber Brief; aber eben so sehr betrübt er mich. Dich so lange ohne Nachrichten zu wissen verwundet mir das Herz, ich kann nach meiner Sehnsucht von Dir etwas zu vernehmen die Deinige abmessen, Du armer liebster Freund! Wie um’s himmelswillen war es aber möglich? nicht allein , und zwar früh 9 Uhr, sondern auch den ließ ich ein Paquet an Dich abgehn. Sollte es der Friedrich nicht bestellt haben? Ich begreife es nicht und werde selbst Erkundigungen auf der Post einziehn, Gottlob daß nun das Murnauer Briefchen an Dich gelangte. Aber ich bitte Dich, Geliebter ängstige Dich doch nie um uns, sey versichert daß wenn das Geringste vorfällt ich augenblicklich einen Bothen an Dich schicke, ich würde es schon zu meiner eigenen Beruhigung thun, indeß denke ich wird es nicht nöthig seyn wir sind alle sehr wohl. Der Paul sieht jetzt so gut aus, bekommt so rothe Bäckchen und ist immer lustig und munter, ich glaube die reine frische Luft worinn er jetzt immer schläft trägt viel dazu bey, ich lasse deswegen auch den Fritzle seine Tagschläfchen im grünen Zimmer halten. Dem Papa schreibt der Paul alle Tage und berichtet alles was ihm wiederfährt. verlangte er sehr heftig – Tinte, und auf meine Frage, erwiederte er – »Palle, Papa schreiben, Mama Palle nicht genug essen giebt.« Der fängt doch frech an mich bey Dir zu verklagen. Unser liebstes kleinstes Engelchen wird alle Tage liebenswürdiger und man kann wirklich nicht leicht etwas aller liebsteres sehn, es ist nicht blos mütterliche Verblendung, denn Jedermann fällt das Kind auf, wenn ich mit ihm spazieren gehe, so muß die Amme alle Augenblicke stille stehn weil die Menschen das liebe Kind bewundern. Jetzt ist er ein rechtes Gaßenvögelchen, den ganzen Tag draußen herum, wenn man sich nur von Weiten der Thüre nähert so springt er ein vor Freuden vom Arm, und ist er zu Hause so bleibt er auch nicht in Zimmer, sondern will über all her um spazieren. Ich bade die Kinder noch alle Tage. Nun will ich mein Tage Buch fortsetzen. Sontag waren wir bey Breyers wie ich Dir geschrieben. Nachmittag ging ich mit ihnen, der Amme und Luise in Hofgarten, wo es jetzt bey dem frischen Grün sehr schön ist, die Kinder waren seelenvergnügt und der Paul spielte sehr artig mit seinem Brüderchen. Ich ging einen Augenblick zu W˖[iebeking] um zu sehn wie Fanny sich befand und die gute K[öhler] begleitete mich dann nach Hause. wurde gewaschen, drum nahm ich das eine Bübele auf den Arm und das andere an Arm und ging allein zu Gärtners die in Anstalten beschäftigt waren Fuchses zu empfangen. Heute früh waren wir in Hofgarten und den Abend wird die Dote kommen, das erste mal seit Du liebster mich verlassen hast. Du siehst; Geliebter daß wir das herrliche Frühlingswetter genießen so gut wir es ohne Dich können, ich kome aber auch zu gar nichts weil ich immer mit den Kindern im Freyen bin. Besuche erhalten wir gar keine es ist nicht einmal Thee getrunken worden seit Du Du weg bist. Alle Herrn und Frauen Besuche haben Dir also ausschließlich gegolten und ich nehme den Vorwurf nicht mehr an daß ich sie her bey ziehe.
Es ist wirklich so meine beyden Briefe liegen noch auf der Post, der von sehr natürlich weil diese Post nicht mehr geht; aber warum auch der von wußte mir der Post-Secretair nicht an zu geben, es müßte mehr aus Versehen in ein anderes Fach gekommen seyn. Nun erhältst Du Alles auf einmal Du lieber. Ich habe sie sehr ernstlich den Secretair empfohlen und werde diesen Brief nicht mehr durch Friedrich schicken. Mit welcher Sehnsucht erwarte ich den Abend! wo sich endlich mein Gemüth beruhigen wird, weil ich das Deinige befriedigt weiß.
Nun zur Beantwortung Deines Briefes. Der Plan von Mariä-Einsiedel wäre so übel nicht; aber von 100 Gründen nur einer dagegen – Wir können es nicht erhalten, der Müller hat es selbst gemiethet und ganz zu einer
Für heute Du lieber, guter, bester Freund! rufe ich Dir die süßeste Gute Nacht zu. Früh und Abend begrüße ich immer Dein Bild statt Deiner, es ist mir jetzt ein unbeschreiblicher Wunsch. Am Tage beschäftige ich mich so viel daß ich die Trennung über winde; aber den Abend! den Abend! ich lege mich dann meist bald zu Bett weil mich Paul immer früh weckt. Das gute Kind rührt mich oft zu Thränen, fast alle Tage kommt er, schlägt mich aufs Knie und sagt »Liebe gute Mama, Papa sagt.« Nun Gute Nacht Du Geliebter!
Noch ein paar Worte, liebes Leben!, schreibe ich Dir wieder durch den Bothen und schicke alle Zeitungen, hier 2 Briefe von Cotta und Bernhart ich habe den letztern aufgemacht weil ich glaubte er könne Aufträg enthalten. Der Eine eingeschloßene Brief an Sömmering ist besorgt und das Diplom an Langer weil ein offner Brief dabey ist habe ich aufgehoben bis Du hier her kömmst, oder soll ich es Langer schicken? –
Über den See fahre nur den Herrn P˖[farrer] zu besuchen aber sonst nicht. Deiner lieben Mutter will ich morgen schreiben. Deine 4 Briefe sind wirklich in meine Hände gelangt.
Wie ich mich in meine Lage finde fragst Du, nun wie sich eine gute Frau in alles zu finden sucht, was zu dem Wohl ihres Mannes gehört. Du hast mir ja verboten bey Deiner Abreise, Dir nicht durch Klagen das Herz schwer zu machen. Zu Haus geht alles recht gut seit die Rosine weg ist.
Leb wohl Geliebter! Der Paul schickt hier den Papa ein Blümle, es war sein eigner Gedanken. Ich beneide dieses Blatt, Bester. Es berührt noch heute Deine liebe Hände, wenn wird es mir wieder so wohl werden. Adieu ich küße und herze Dich, noch leider nur im Geist!
P.
Meinen Brief kann ich nicht mehr durch lesen.