Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Liebste, beste Mamma!

Das sogar mußte ich vorübergeh’n lassen ohne Ihnen zu schreiben und meine herzlichen Glückwünsche darzubringen. Ich habe mich darum mit meiner Frau, um nichts weniger gefreut, daß Sie bis jetzt so wohl und glücklich erhalten worden und uns vergönnt war, das neue Jahr mit dem frohen Gedanken an zu treten, daß Sie noch unter uns sind und einer so trefflichen Gesundheit genießen, die uns süße Hoffnung gewährt, Sie noch lange als unsere liebste, beste Mutter, gegenwärtig zu verehren. Möchten unsere Gedanken doch aber so heiter seyn können, wenn wir unseres lieben Schwagers gedenken! Karl hat uns auf’s Neue besorgt gemacht. Wir können uns denken, was meine liebe Schwester dabey leidet, wie manchen Anstrengungen auch Sie Sich unterziehen werden. Ich bitte Sie, Schwester und Schwager auf’s Zärtlichste von uns zu grüßen und unsrer innigsten Wünsche für ihr Wohlbefinden zu versichern.

Bey uns geht es, trotz der ungesunden Witterung, ganz leidlich. Der zweyte Enkel, den Sie noch nicht gesehen, fängt an, einzelne Worte zu reden, nur mit dem Gehen will es noch nicht fort; aber er ist ein derber, handfester Knabe. Paul wird auch stark; seine Wangen und Augen glänzen von innerer Gesundheit; es ist auffallend, wie dieß Kind vom ersten Vierteljahr an so ohne Anfechtung geblieben.

Meine kleine Krankheit, wenn man sie so nennen kann, war unbedeutend; nur hat sie mich gekostet, was ich am wenigsten entbehren kann, Zeit.

Neues kann ich Ihnen von hier Weniges melden. Das beste ist, daß unser Kron-Prinz wiederhergestellt worden, der auf eine höchst gefährliche Art krank war.

Wir fürchten immer, daß wir jetzt wenig von Ihnen hören werden, wenn die Gesundheit unsres lieben Schwagers noch nicht hergestellt ist. Aber schreiben Sie uns doch, wenn es auch nur zwey Zeilen sind. Sie glauben nicht, wie uns jedes Wort von Ihrer Hand erfreut.

Nun bitte ich Sie, allen den Unsrigen, besonders Schwester und Schwager, uns auf’s Beste zu empfehlen Beyde können versichert seyn, daß wir an dem was ihnen begegnet, es sey nun Gutes oder Schlimmes, den treuesten Antheil nehmen.
Gott erhalte und stärke Sie auch in diesem Jahr. Ich bin mit
immer gleicher Zärtlichkeit und Verehrung
Ihr
treugehors˖[amster] Sohn

Fr.