Sr. Hochwohlgeb˖[ohrn]
Herrn Baron Cotta von Cottendorf
K˖[öniglich] Pr˖[eußischer] Geh[eimer] R˖[ath] V˖[ize]Präsid˖[ent] der W˖[irtembergischen] Stände-Vers˖[ammlung]
Auf die mir mitgetheilte Äußerung des Herrn Biblioth˖[ek]Directors kann ich Ihnen, lieber Freund, nichts erwiedern, als daß noch überall nichts entschieden ist. Nur vorläufige Besprechungen haben stattgefunden; noch ist über Ihren Zweyten Antrag die Bibl˖[iotheks] Direction nicht einmal schriftlich vernommen; erst alsdann ist die Reihe an mir, mich für oder wider zu erklären. Mehr kann ich nicht beyfügen, weil ich nicht für erlaubt halte, von amtlichen Conferenzen gegen Dritte Gebrauch zu machen. Ich hätte überhaupt gewünscht, daß Sie auch mit mir über die Sache gesprochen hätten, wozu ich gern Veranlassung gegeben hätte, wäre ich nicht seit meinem Besuch bey Ihnen durch einen heftigen Katarrh in’s Haus gesprochen. Vielleicht hätten Sie dann sich überzeugt, daß ich keineswegs nöthig hatte, von Ihnen über den wahren Stand der Sache belehrt zu werden. Ihr Antrag überhaupt ist von der Art, daß mündliche Unterhandlung eher als schriftliche zum Ziel führt. Einen Punct, da er doch berührt werden muß, will ich lieber gleich hier berühren: daß die Bibl˖[iothek] auf eine bestimmte Summe für Zeitschriften angewiesen ist, welche nicht überschritten werden kann. Dieser Umstand scheint Ihnen unbekannt geblieben zu seyn. Sonst würden Sie Ihren Vorschlägen gleich einen – alles, z.B. auch Fracht und Mauth – berücksichtigenden Kostenvorschlag beygefügt haben. Nur wenn wir, sozusagen, bis auf Heller und Pfennig wissen, wie hoch uns das Journalwesen bey Annahme Ihres Vorschlags zu stehen kommt, können wir, nach den Vorschriften, an die wir gebunden sind, uns erklären und über die weitern Modalitäten verhandeln.
Recht sehr bedauren wir, daß Ihre Frau Gemahlin so lange Zeit sich unpäßlich befindet, ich und meine Frau waren den größten Theil dieser Zeit in gleichem Falle.
Unter den herzlichsten Empfehlungen wie immer
Ihr
ergebenster
Schelling.