Sr. Wohlgebohrn
Herrn Dr. J.G. Cotta
aus Stuttgart
bey Fries et Compagnie
Wien.
frey.
München den .
Ich zweifelte keinen Augenblick, Werthester Freund, daß ich durch Ihre Freundschaft zur gewünschten Zeit die nöthige Anweisung erhalten würde. So habe ich denn auch bereits von Ihrer Güte Gebrauch gemacht und unter’m eine Anweisung à 1100 fl. an Herrn von Halder auf Sie ausgestellt. Etwas Weiteres hoffe ich vor der Hand gewiß nicht zu bedürfen; aber Ihre Güte geht noch weiter als meine Wünsche.
Wie ich höre geht heute unser Herr Geh[eim]Rath von Ringel nach Wien. Es ist mir leid, daß ich es zu spät erfahre; sonst hätte ich ihn ersucht, das Programm unsrer Akademie an Sie mitzunehmen; doch wird es noch Gelegenheit durch ihn geben, Ihnen etwas zu schicken.
Sollten Sie mir einmal wieder zu schreiben die Güte haben, so bitte ich mich wissen zu lassen, ob Dannecker noch in Wien ist.
Übrigens bin ich jetzt in voller Arbeit und hoffe Ihnen bald melden zu können, daß der Druck der Weltalter wieder angefangen hat.
Möge der Himmel walten über das, was in Wien geschieht. Das Unglück Deutschlands wäre nicht zu rechnen, wenn auch dießmal wieder die so gerechten Hoffnungen unerfüllt blieben.
Außer dem allgemeinen Interesse liegt mir auch für mich selbst gar viel an dem Erfolg. Ich habe die Wirkung des Gefühls, daß wir kein Volk und Reich mehr sind, an mir selbst zu gut empfunden. Möge auch für mich wieder Raum werden zu wirken! Da, wo ich jetzt bin, bin ich für die Welt zur Hälfte verloren. Ich wünsche sehr einen andern Wirkungskreis, den ich gern verließ, als alle Hoffnung verloren war, etwas Gutes zu wirken, den ich mit Begeisterung wieder annähme, wenn sich wo die rechte Gelegenheit dazu fände.
Bleiben Sie gesund und thätig, noch viel Gutes und Herrliches können Sie bewirken. Empfehlen Sie mich bestens Ihrer Frau Gemahlin, und erhalten Sie Ihre Freundschaft immer
Ihrem
innig ergebenen
S.