Herrn D. J.G. Cotta
Wohlgeb[ohrn]
München .
Wegen Wiederabdrucks der Methodol˖[ogie] bedinge ich bloß Gleichheit des Formats und Drucks mit der ersten Auflage, und 1/2 Duzend schöner Ex˖[emplare] für mich. Das Honorar überlasse ich ganz Ihnen zu bestimmen; Sie werden es nach Billigkeit und der Anzahl der Ex˖[emplare] bemessen. –
Ich schicke Ihnen eine Abschrift des von Schrag eingegangnen Contracts, dem zur Gültigkeit nur meine Unterschrift fehlt. Ich weiß nicht, was in der Ankündigung Verdacht erregendes oder Anstößiges seyn konnte. Meine Absicht ist weit entfernt von solchen Gedanken; auch werde ich mich gleich in der Einleitung auf eine Art erklären, die jede Deutung der Art ausschließt. Durch eine gewisse Combination der Ideen könnte man dem Titel eine solche Auslegung geben; mein ursprünglicher Plan war, es deutsches Museum zu nennen, als Fr. Schlegel mir zuvorkam; ich wählte den Titel eines andern ähnlichen Journals, nämlich des ehmaligen Journals von und für Deutschland, nur daß ich statt Journal das deutsche Wort setzte und statt von und f˖[ür] Deutschland von Deutschen für Deutsche setzte. Wüßte ich dem Titel eine leichtere Wendung zu geben, so wär’ es mir selber angenehm.
Der Plan geht auf kein bestimmtes wissenschaftliches, sondern auf ein allgemein lesbares Journal, wie einst der Deutsche Merkur, das Deutsche Museum, die Horen u.a. Was in jeder möglichen Wissenschaft oder Kunst allgemein interessant ist, wird aufgenommen. Das eigentliche Princip der Redaktion kann ich freylich nicht aussprechen; in Ansehung der Fächer, worin ich mir ein Urtheil zutrauen kann, werde ich immer auf das sehen, was an der Zeit ist. Inwiefern ich überzeugt bin, daß die philosophische Bewegung in den deutschen Köpfen nicht zu unterdrücken ist, und daß eher kein Friede, kein Heil in der Wissenschaft und zum Theil selbst im Leben seyn wird, bevor die angefangene Sache bis zum Ziel geführt und zum Übergang in’s Leben zubereitet ist, in so fern wird allerdings Philosophie ein Hauptgegenstand seyn; aber auf eine allgemeinfaßliche Art. Ich denke bald möglichst eine Reihe von Briefen über die deutsche Philos˖[ophie] erscheinen zu lassen, worinn ich dem jetzt gewonnenen Punkt von Klarheit gemäß alle Beziehungen derselben zu Religion, Staat, öffentlichem und allgemeinmenschlichem Leben zum Hauptgesichtspunkt machen werde. In diesem Fach (der Philos˖[ophie]) halte ich übrigens auch Polemik und zwar in dem Styl, wie ich gegen Jacobi den Anfang gemacht, für höchst nothwendig, um der Welt die Augen zu öffnen über diejenigen, die unfähig selbst etwas zur Besserung beyzutragen, auch andre zu hemmen, und die Unwissenden von der wahren Einsicht abzulenken suchen.
Im Übrigen hoffe ich einen Mittelpunkt für viele der ausgezeichnetsten Gelehrten in jedem Fach zu bilden, wornach auch die Größe des Honorars berechnet ist. Hiemit habe ich Ihnen, theurester Freund, die Hauptpunkte des Plans eröffnet. Lassen Sie mich Ihre Gedanken darüber wissen. In jedem Fall werden Sie Schrag und sonst niemanden um die Mittheilung des Contracts wissen lassen.
Ich werde in wenigen Tagen einen Artikel fürs M˖[orgen]blatt einsenden über den Zustand unsrer Akad˖[emie] der Künste; sollte Sie dieser Brief noch in Stuttg˖[art] treffen, so bitte ich, die Redaktoren zu präveniren, damit derselbige bald eingerückt werde.
Gruß und herzliche Verehrung von
Ihrem
Schelling.
Im Falle Herr D. Cotta schon abgereist wäre, wird gebeten, diesen Brief mit ehester Gelegenheit nach Leipz˖[ig] zu schicken.