Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Ich verdanke Ihnen, daß Sie mich aufmerksam gemacht, wegen Cuffeler’s mehr darauf zu sehen, was meiner würdig, als was Ihnen möglich wäre und wogegen, wie Sie richtig bemerken, auch von Ihrer Seite nichts schützen könnte. Sie werden also das Buch mit erster guter Gelegenheit erhalten; da ich Ihnen indeß bereits 1 Ex˖[emplar] des Spinoza oder resp˖[ektive] 5 fl. 24 K. (denn so viel nicht 12 fl. habe ich dafür bezahlt) als Ersatz desselben gegeben, so überlasse ich Ihrer Discretion, wie Sie mir das ersetzen wollen.

Eine Anzeige meiner Samothr˖[acischen] Gotth˖[eiten] von Ihnen würde mir auch jetzt noch großes Vergnügen machen. Von Ihrer Gelehrsamkeit und Scharfsinnigkeit könnte ich in jedem Fall nur lernen. Was die von Ihnen erwähnte Rec˖[ension] betrifft so würde 1/100 meiner Meynung von Ihren Kenntnissen mir unmöglich machen, Ihnen ein solches Opus zuzuschreiben. Ihre psychologische Erklärung meiner Erklärung von dem Ἀζιερος kann ich mir als witzigen Einfall gefallen lassen, auf den wahren Gehalt reducirt möchte er aber doch nur soviel besagen, daß Ihnen z.B. diese Erklärung nicht beygegangen wäre. Was Sie mir aber deßfalls von einer Sünde gegen den Hebraismus – fast muß ich sagen weißmachen wollen, setzt allerdings viele Vergessenheit von meiner Seite voraus. Denn außer dem schon angeführten abah desideravit, ebjon pauper könnte ich Belege genug für diesen Hebraismus anführen, den Sie also gewiß nicht vergessen haben. Wäre also jeder Übergang von Arm seyn zu Begehren, Sehnen zu stark, was hinderte, bey’m Ersten zu bleiben, das noch immer denselben Sinn gäbe, wie die Platonische Penia.

Seh’n Sie diese Gegenbemerkungen nur als Beweis des Werths an, den ich auf Ihr Urtheil lege und sey’n Sie der aufrichtigen Hochachtung versichert, mit der ich verharre
Ihr
ganz ergebener

Schelling.