Schelling

Schelling Nachlass-Edition


A Madame

Madame Gotter

née Stieler

à

Gotha.

Fr[an]co. Cob[ur]g

Dießmal wende ich mich an Sie, Verehrteste Frau und Freundin, der ich nicht bald genug den Dank auszudrücken weiß für das freundliche Entgegenkommen, zu dem Sie sich entschlossen haben.

Ich benutze den letzten Posttag, an welchem ich noch schreiben kann, um Ihnen nochmals zu sagen, daß ich den womöglich schon Mittags in Lichtenfels seyn werde und dort alles soviel möglich zu Ihrem Empfang vorbereiten. Sollten Sie nicht genau auf diesen Tag eintreffen können, so bitte ich Sie, es sich nicht weiter zu Gemüth zu ziehen. Sehen werden wir uns, das hoff’ ich gewiß und dieses Schauspiel wird Freude im Himmel seyn; Himmlische scheinen auch unser Vorhaben zu begünstigen, denn meinerseits sind fast alle Schwierigkeiten leicht überwunden, und die noch zu überwinden sind, werden auch überwunden werden. Pauline soll nur fein fortfahren zu wünschen; da ich es meinerseits auch nicht unterlassen, so können wir zusammen gewiß etwas ausrichten. Ich grüße das liebe Kind, das mir bisher so hold und treulich geschrieben, und die beyden Schwestern, alle recht herzlich. Kommen Sie ja alle: es soll keines fehlen an diesem Tag.

Ich rechne fast mit Gewißheit daß dieser, morgen den von hier abgehende, Brief am in Ihren Händen ist, und daß Sie demnach am wenn Sie nichts anderes aufhält von Gotha abgehn können. Sollte das Signalement auf dem Paß zu viele Umstände oder Aufenthalt machen, so glaubte ich, es kann wegbleiben, da man der fremden Regierung die Form doch nicht vorschreiben kann. Sie werden wahrscheinlich schon selbst darauf gedacht haben, sich den Paß nicht grade für Lichtenfels, sondern nach Bamberg und in’s Bambergische geben zu lassen.

Der Himmel erhalte Sie bey vollkommner Gesundheit; denke ich Sie mir erst im Wagen, so ist mir für Ihrer aller Wohlbefinden ohnedieß nicht bange.

Und nun sey dieß auch der letzte Buchstabe, der jetzt bald dem herzlichen Gespräch von Mund zu Mund weichen wird.
Ihr
treuergebenster

S.