Schelling

Schelling Nachlass-Edition


À Madame

Madame Gotter

née Stieler

à

Gotha.

Fr[ey].

Der Amme, von welcher neulich gemeldet worden, fehlte zu dem guten Aussehen nur eine Kleinigkeit, die Milch; nachdem sie 2mal 24 Stunden vergeblich erwartet worden, mußte man eilen den Kleinen wieder auf seine gewöhnliche Kost zu setzen; das Experiment hat ihn auf einige Tage wirklich geschwächt, jetzt findet er sich wieder, und ist zu unsrem Erstaunen fromm und gesund. Nachdem ich mir nun durch Herumlaufen in der ganzen Stadt die äußerste Mühe gegeben, eine Amme aufzutreiben, wird er wohl ohne Milch groß werden müssen, wenn sich nicht etwa die Ziege Amalthea seiner erbarmt; doch soll seine gute Natur, wie ich hoffe, sich durchschlagen. – Pauline geht schon wieder im Zimmer umher und denkt sogar bereits wieder ans Ausgehen, wie Sie daraus vermerken können, daß sie mir aufgibt, Julchen in ihrem Namen zu bitten, daß diese, wenn es ihr nicht zu lästig wäre, ein solches Merino-Häubchen, als man jetzt in Gotha trägt, von grüner Farbe oder welche andre Julchen für zuträglich hält in einem Briefe schicken möchte, sie verspricht, diese Auslage mit den andern, sobald sie nun wieder sich des Finanzwesens annehmen kann, dankbarlichst zu ersetzen. Dieß ist alles, was ich Ihnen, liebste Mutter zu melden habe; wozu ich nur die herzlichsten Grüße von uns allen an Sie und alle unsre lieben Freunde hinzufüge.

Ihr
treu geh˖[orsamster] Sohn

S.