München .
Vor einer Stunde erhielt ich das R[e]s[cri]pt, welches verstattet, daß gegen Ihre Bürgschaft, mein verehrter Freund, der Cod˖[ex] des Hafiz dem Gr˖[afen] Platen auf 6 Monate geliehen werde, – und so eile ich, Ihnen denselben zuzusenden; ich bitte mir nun den Haftschein, von Ihnen und Gr˖[af] Platen unterzeichnet, aus. Das R[e]s[cri]pt giebt uns auf, nach erfolgter Rückgabe wieder Bericht darüber zu erstatten. Ich setze nichts für Gr˖[af] Platen bey, nur ihn zur behutsamen Behandlung dieses saubern Buches zu excitiren; er kennt den Werth desselben und wird es wie eine Geliebte behandeln.
Unsere Briefe sind im Wechsel gewesen. Ich hoffe der meinige ist auch richtig zu ihrer Hand gekommen, aber so viel Freude kann er Ihnen nicht gemacht haben, wie mir Ihre Zeilen, welche die freundliche Aufnahme meines Nürnberger Meßtraums bezeugen. Nun fange ich an, etwas von meinem Einfall zu halten, und sehe mit Verlangen Ihren und der Männer aus Ihrem Zirkel Aeußerungen entgegen. Bis jetzt sind nur vom M[inisterial]R[at] Rudhart schriftliche Bemerkungen (beyfällig) eingegangen; ich lege Sie Ihnen hier in einer Abschrift von AnfängersHand bey.
Verzeihung, daß ich dem Hafiz etwas an Alfred beypacke und um gelegentliche Uebermachung bitte.
Herzliche Grüße Ihnen und Ihrer lieben Gattin von mir und Auguste.
Haben Sie die kleine Schrift über die Europäischen Angelegenheiten vom geh˖[eimen] Leg˖[ations] R˖[ath] Kollermann (ich hoffe, daß ich den Namen recht schreibe, Ich habe das Büchlein nicht vor mir) gelesen, dieselbe die vor ein paar Tagen in einem Beyblatt der allg˖[emeinen] Z˖[eitung] excerpirt war? Uns hat sie zum größten Theil sehr wohl gefallen.
Mit herzlicher Freundschaft und Hochachtung
Ihr
g˖[anz] ergebenster
Schlichtegroll
Dr. Martius bringt eben einen Brief an s˖[eine]n Bruder; ich weis, Sie nehmen es nicht ungut, wenn ich ihn beylege.
Daß Dir˖[ektor] Manlich gestorben, wissen Sie wohl. Dillis wurde gleich Tags darauf vom Könige zum Nachfolger ernennt; Stieler Hofmaler mit 1000 fl. Gehalt.