Seiner Hochwohlgebohrn
Herrn Professor Oehlenschlaeger
in
frey bis Hamburg
Trefflicher Freund!
Ich habe zwar schon vor etlichen Wochen durch einen Reisenden, der mir Ihre Bekanntschaft verdanken wollte, das Vergnügen gehabt, Ihnen zu melden daß unser herrlicher König Ihre Bitte huldreich aufzunehmen und die Ihm zugedachte Dedication Ihrer neuesten poetischen Schriften anzunehmen geruht hat. Da ich aber in den Zeitungen lese, daß Sie an den Schwedischen Küsten herumreisen und überall in einem Ihrer würdigen Triumphzug sich ins Land hineinführen lassen, so fürchte ich, mein guter Protegé möchte um die Ehre gekommen seyn, Ihnen meinen Brief persönlich zu übergeben, oder auch wohl den Brief nicht abgegeben haben, den er für eine bloße persönliche Empfehlung halten könnte, da er nicht wußte, welche wichtige Nachricht er einschloß. Seyen Sie also, theurer Freund, der huldreichen Aufnahme Ihres Wunsches und der ebenso huldreichen künftigen Aufnahme der Zueignung nochmals bestens versichert! Als kleinen Lohn für die übrigens mit größter Freude übernommene Bemühung bitte ich mir nur eine Abschrift des zueignenden Gedichtes aus. Ich kann Ihnen nicht sagen, welche Freude mir diese freywillige von dem ersten Dichter der deutsch-verwandten Dänischen Nation unserem Könige dargebrachte Huldigung verursacht hat. Er ist es durch Gesinnung und Geist werth, daß alle besseren Geister an Ihm theilnehmen und sich um Ihn gleichsam versammeln. Noch ist ihm, meines Wissens, von keinem deutschen Dichter eine solche Begrüßung im Dichter-Kreis zu theil geworden. Uebrigens aber, wenn eine solche nicht etwa von Goethe käme, würde ihm keine den Werth der Ihrigen haben können. Da wir beyde so schlechte Briefsteller sind, wäre es denn nicht möglich, daß Sie einmal wieder persönlich sich nach Deutschland bewegten! Ich sehe doch aus der Reise nach Schweden, daß Sie im Allgemeinen nicht unbeweglich geworden sind - und Dichter lieben ja frey zu schweifen. Ihre Erscheinung würde mir, meiner Frau und allen, die Ihnen so herzlich als wir zugethan sind, ungemein erfreulich seyn. Sie sollten hier primo loco unsern König sehen, und dann auch seine außerordentlichen, und diesseits der Alpen wahrhaft erstaunenswerthen Kunstschätze.
Lassen Sie doch mit einer Zeile wissen, daß Ihnen meine Benachrichtigung zugekommen. Auf keinen Fall lassen Sie mich wieder so lang auf ein Lebenszeichen warten, und behalten Sie stets in geneigtem freundlichen Andenken
Ihren
wahrhaft und aufrichtig ergebenen
Schelling.
München .