Erlangen .
Hier schicke ich denn, verehrter Freund, geliebter Vetter, Ihrer gütigen Erlaubniß zufolge meinen Erstgebornen, um ihn ganz Ihrer Leitung und Fürsorge zu übergeben. Meine innige Hochachtung für Ihren Geist und Charakter, gegründet auf den mir immer im werthesten Andenken gebliebnen längeren Umgang während Ihres in München, läßt es mich als ein vorzügliches Glück ansehen, meinen ältesten Sohn Ihren Händen anvertrau’n zu dürfen. Hätten nur Zeit und Umstände erlauben wollen, ihn persönlich Ihnen zuzuführen! Doch werden Sie ihn nicht minder freundlich aufnehmen, indem er geleitet von seinem bisherigen väterlichen Freund und Führer, Herrn Rector Plank, zu Ihnen kommt. Dieser hat es übernommen, theils über die mancherley sittliche Gebrechen, die sich noch in Paul’s Charakter finden, theils über den Stand seiner Kenntnisse und besonders seiner sprachlichen Bildung Ihnen alles Nöthige mitzutheilen. Alles was sie in der einen oder andern Hinsicht ersprießlich finden oder verfügen – besonders auch etwa Privatstunden, die ihm weiter vorgeschrittne Schüler oder andre taugliche Hülfslehrer in den Fächern, in denen er noch völlig unwissend ist, ertheilen könnten – hat zum voraus meine unbedingte Genehmigung.
Ihre Zeit ist kostbar; verlieren Sie keine, um mir auf diesen Brief zu antworten, oder zu irgend einer Maßregel, die Sie gut oder nöthig finden, meine Zustimmung einzuhohlen. Zu allem und jedem, was Sie ihm heilsam und nützlich achten, hat Ihnen mein unbedingtes Vertrau’n schon zum voraus unbeschränkte Vollmacht ertheilt.
Auch wegen andrer etwa Verabredung fordernder Dinge werden Sie mit Herrn R˖[ector] Plank alles, als ob ich gegenwärtig wäre, in’s Reine bringen.
Bey dem Herrn Ephorus und Ihren würdigen Collegen, denen allen ich besonders meine hochachtungsvollste Empfehlung zu machen bitte, wird Herr Plank gleichfalls meine Stelle vertreten.
Ich und meine Frau bitten Sie insbesondre, uns, obgleich als bis jetzt unbekannte, auch Ihrer verehrten Frau Gemahlin auf’s Angelegenste uns zu empfehlen. Möge zumal Ihre Gesundheit, durch den schönen gestärkt, Ihnen einen heitern und durch Übelbefinden ungestörten versprechen! Zählen Sie auf unsre innigste Dankbarkeit, meine unwandelbare Freundschaft sowie die tiefe und herzliche Verehrung, mit welcher ich stets verharre
Ihr
treuergebener
Schelling