München den -
Allerliebster und hochgeehrtester Freund!
Sie glauben nicht, welche Unruhe mir die Verzögerung Ihrer festgesetzten Ankunft verursachte. Den und wartete ich bis spät in die Nacht auf die Ankunft meines theuersten Freundes; aber umsonst – den nahm meine Unruhe zu, und ich brach nach Dachau auf, und wahrhaft! Verzweiflung hat mich angewandelt, Sie auch hier nicht erwarten zu können. Nun aber erfahre ich heute den 24ten durch die Güte unseres Herrn Marcus, daß Sie wegen Unpäßlichkeit von der schon angetretenen Abreise nach Bamberg zurükgekehrt sind. Obwohl ich getrostet bin, daß Sie sich unter der Behandlung unseres Freundes Marcus sich befinden, so that es mir doch in vieler Hinsicht Leid, gerade jezt zu hören, daß Sie unpäßlich seyen. Wäre ich freylich bei Ihnen gewesen, so hätte ich Ihnen gerathen, unter der Bedingung recht warmer Kleidung, eines geschlossenen Wagen und des schon bewußten säuerlichen diaphoretischen Verhalten während dieser warmen Tage die angetretene Reise bis an den Ort der Bestimmung fortzusetzen, denn auch jezt werden Sie, wo Sie abreisen, noch einige Beschwerden im Schlingen fühlen, und sich erst langsam hier durch häußliche, einheimische Pflege herstellen. Uebrigens bitte ich Sie, in diesem Zustande, unserem Herrn Marcus den Zepter, der ihm auf diesem Gebiete gebiert, führen zu lassen, und ersuche Sie nur, mir den Tag Ihrer Abreise, der Route und der Ankunft vor Ihrer Abreise zu schreiben. Alles ist schon in Mar˖[iä] Einsiedel zu Ihrem Empfange bereitet, und ich hoffe, daß nichts hiezu fehlen werde. Ich bleibe des wegen in München, um Ihre Aufträge besorgen zu können. Herr von Langer, Ringel, werde ich wegen der Verzögerung Ihrer Abreise Aufschluß geben.
Suchen Sie nur bald zu kommen; alles freut sich, Pauline und Sie empfangen zu können; Nun ist des Rühmens und Lobens kein Ende, und die eine will die schöne Frau als ihre Cousine die andere als Ihre Taufpathin geheisen wissen. Franz Baader nebst seiner Frau lassen sich Ihnen und der Pauline bestens empfehlen, vor allem aber die Frau von Koehler und Martini, die mir dringend anempfahlen der geliebten Pauline und Ihrem theuren Freund Ihren Gruß zu hinterbringen.
Aber nun wage ich auch meinen Gruß an die Geliebte Pauline Ihnen aufzutragen, um Sie einstweilen in der Ferne und unbekannter Weise zu grüßen. Ihnen aber, allerliebster Fr˖[eund] wünsche ich und hoffe auch, baldigst zu genesen.
Ich lebe in der Hoffnung, daß Sie meine Unruhe wegen Ihnen und Ihrer geliebten Frau in etwas dadurch mindern, daß Sie mir täglich Nachricht von Ihrem Befinden ertheilen lassen. Dem Aesculapius meinen Gruß; ich hoffe daß er mir bald etwas freudigeres von Ihnen schreiben werde.
Spix