Schelling Nachlass-Edition

Eben war ich, besorgt über Dein langes Stillschweigen, im Begriff, an Dich zu schreiben, als ich Deinen letzten Brief erhielt und mich erfreute, daraus zu ersehen, daß wenigstens Deine und Deiner lieben Frau Gesundheit keinen Anstoß erlitten. Du hast mich schon in Carlsbad vermuthet; ich fange aber eben an zu fürchten, daß die Weitläuftigkeit der Arbeit, mit der ich mich auf diesen Sommer eingelassen habe, mir diese Reise noch ganz verbieten wird, so vortheilhaft für mich und auch für meine liebe Frau der wiederholte Gebrauch seyn würde. Ebendieses macht es mir auch ganz unmöglich, Deiner freundlichen Einladung nach Göppingen zu folgen, so groß auch übrigens die Neigung dazu bey uns beyden ist; ich werde froh seyn, wenn ich noch im October 8–14 Tage finde, um sie mit unsern Kindern in Wirtemberg zubringen zu können, die Du, wie ich aus Deinem Briefe sehe, die Güte hast, über die Erndteferien wieder zu Dir nehmen zu wollen. Mögen sie nur nicht Dir und Deiner lieben Frau mehr zur Last als zur Aufmunterung gereichen. Wir gönnen ihnen recht sehr diese Freude, die schöne Sommerszeit bey Dir seyn zu dürfen, indeß wünschen wir, daß Deine Güte sie nicht zu sehr verwöhne und diese Erlaubniß nach Stuttg˖[art] zu kommen ihnen nicht bey jeder Gelegenheit ertheilt werde; es ist gut für die ganze Folge, wenn sie bald lernen, zu entbehren und sich zu begnügen. Wir würden uns sehr gefreut haben, von der Anwesenheit des Herrn von Haller und seiner Frau Gemahlin in N[ürn]berg unterrichtet zu seyn; mit Vergnügen wären wir auf eine Stunde hineingekommen und hätten ihnen nicht zugemuthet, den Weg nach Erlangen zu machen. Da ich nicht weiß, ob die Jungen noch in Nürtingen sind, so bin ich so frey, ein Briefchen an Paul beyzulegen; sollte die Vacanz noch nicht angefangen haben, so bitte ich Dich, dasselbe nach N˖[ürtingen] abgeh’n zu lassen.