Schelling

Schelling Nachlass-Edition


À Madame

Madame Gotter

née Stieler

à

Gotha

fr˖[ey]

, an Ihrem Geburtstage, liebste Mutter, hat Pauline eine Tochter glücklich geboren. Das Kind ist gesund, wohlgenährt, lebenskräftig und zeigte gleich nach seiner Ankunft frauenzimmerliche Gewandtheit und Verständigkeit. Die Mutter hat dießmal einer zufälligen Verwickelung wegen nicht so leicht als sonst, aber noch immer leicht genug geboren, und befindet sich bis jetzt vollkommen wohl, hocherfreut, daß ihr Wunsch mit der Tochter und zugleich in Ansehung des Tags erfüllt worden. Möge auch Ihnen dieß zur Erheiterung und als glückliche Vorbedeutung gelten! Es ist dießmal alles in der besten Ordnung bey uns, und durch dieses Ereigniß der gewöhnliche Gang kaum gestört. In dieser Ruhe und Stille soll, hoffe ich, auch Pauline leichter und schneller genesen. Ich glaube, Sie vorläufig über das fernere Befinden der Wöchnerin vollkommen beruhigen zu dürfen, doch werde ich mein Mögliches thun, Ihnen in den ersten Wochen Nachricht, so oft es seyn kann, zu geben.

Mögen wir bald mit vollkommen beruhigenden Nachrichten von Ihrem Befinden erfreut werden! Die gute Botschaft von gestern und die schöne Witterung, zu der man etwas mehr Glauben fassen kann, werden auch das ihrige dazu beytragen.

Pauline grüßt Sie alle auf’s Zärtlichste, und bittet die übrigen theuren Verwandten, denen ich mit einem besondern Anzeigen nicht beschwerlich fallen will, von dieser Familien-Angelegenheit in Kenntniß zu setzen. Ich bin mit Verehrung und Zärtlichkeit
Ihr
treu gehors˖[amster]

S.