München den .
Ich kann es nicht unterlassen, einmal auch wieder an Sie, werthester Herr Perthes, zu schreiben, da Sie durch fortgesetzte Übersendung der Stollbergischen Religions-Geschichte, mir selbst in den drangvollsten Zeiten wieder Zeichen Ihres Andenkens gegeben. Welchen Theil ich an Ihren Leiden und noch mehr an Ihrem Thun in der ganzen großen Zeit genommen, will ich Ihnen nicht ausführlich schreiben, ich beschränke mich, Ihnen für die so regelmäßige Sendung des Stollbergischen Werks zu danken, und zugleich zu schreiben, wie mich die Letzte einigermaßen erschreckt hat. Auf dem von Ihrem Buchh˖[ändler] beygelegten Zettel stand nämlich, daß ich diesen Band auf Auftrag des Herrn Gr˖[afen] von Stollberg erhalte. Nun kann ich mir eine solche Güte des Herrn Grafen gegen mich nicht anders erklären, als aus der guten Meynung von mir, daß ich wirklich, wie vor einiger Zeit durch den Hamburger Korrespondenten verbreitet wurde, katholisch geworden sey. Nun ist dem nicht also, wird auch nie seyn, und es sollte mir leid thun, wenn ein so verehrungswürdiger Mann zufolge einer irrigen Meynung, von mir etwa geneigter dächte als er sonst thun würde: darum bitte ich Sie gelegentlich hier diese Meynung zu berichtigen, übrigens aber mit der Bezeugung derjenigen innersten Verehrung, die ich für ihn empfinde und die ich eben auch durch diese Offenheit zu bezeugen suche. Noch bemerke ich, daß ich wahrscheinlich durch einen Mißgriff, statt des 8ten Bandes des Stollbergischen Werks den ersten Band der neuen Auflage erhalten habe. Dieses Ex˖[emplar] wird Ihnen also abgehn, und ich werde suchen, es mit ehester Buchhändler-Gelegenheit für Sie nach Leipzig zu bringen. Vielleicht schreiben Sie mir auch einmal wieder und zwar wie ich wünschte von Ihnen selbst und den Ihrigen. Lassen Sie mir immer die Meynung, daß Sie zuweilen an mich denken und seyn Sie von dem großen Werth überzeugt, den ich auf Ihre Erinnerung und Freundschaft lege.
So leben Sie denn auch wohl schönstens gegrüßt von Ihrem nun schon alten Bekannten und treu ergebnen Freunde
Schelling