Das inliegende Billet war schon geschrieben, als ich die Ehre hatte, die beyden Mittheilungen des Berichts wegen Dr. Seebeck und den Entwurf zu einem § der Organisation der Akad˖[emie] zu erhalten.
Was den ersten betrifft, so ist Ew. Hochwohlg˖[ebohrn] hinlänglich bekannt, wie sehr ich wünsche, Dr. S˖[eebeck] für die Akademie gewonnen zu sehen. Allein bergen kann ich auch nicht, daß es meinem Gefühl widerstrebt, auf den durch Breyers erledigten Gehalt, noch eh’ jener unter der Erde ist, einen Antrag gegründet zu sehen, für den ich auf jeden Fall keine solche Eile nothwendig halte. Ich muß daher, in dieser Beziehung so wohl als aus andern Gründen, die ich bereit bin, Ew. Hochwohlg˖[ebohrn] nach meiner Rückkehr mündlich auseinanderzusetzen, bitten, diesen Bericht nicht mit unterschreiben zu dürfen, da er in mehreren Puncten meinem Gefühl und auch meiner Ansicht der Sache entgegen ist
Was den Vorschlag wegen der auf den Univers˖[itäten] zu errichtenden Filial-Akademieen und gelehrten Societäten betrifft, so muß ich auch, vorläufig schon, bekennen, daß er meiner auf Erfahrung gegründeten Ansicht vom wahren wissenschaftlichen Leben auf Universitäten nicht zusagt, und daß, so viel Schönes er in andrem Betracht enthält, dadurch doch so viel neue Verwicklungen für die Akademie entstehen würden, daß ich nimmer meine Stimme dazu geben könnte, unsre Akademie, d.h. ein Institut, das im besten Fall, den wir annehmen dürfen, noch immer mit großen Unvollkommenheiten zu kämpfen haben und darum nur mit großer Umsicht, als ein halbkrankes Wesen, zu behandeln seyn wird, in dieselben zu versetzen, während die wahre Klugheit in diesem Fall mir durchaus eher in der Einschränkung, als in der Erweiterung, in der genauen Sonderung als in der Vermischung verschiedenartiger Institute zu bestehen scheint.
Gern werde ich meine Zweifel und die Gründe, die ich Ew. Hochwohlg˖[ebohrn] und Herrn Geh˖[eim]Rath von Moll mündlich genau auseinanderzusetzen bereit bin, durch Ew. Hochwohlg˖[ebohrn] vielleicht bessere Ansicht aufgelöst und besiegt sehn, vor der Hand muß ich meiner Überzeugung folgen.
So sehr ich nun bedaure, daß die weitern Erörterungen dieses und der übrigen Gegenstände durch mein Verreisen auf längere Zeit aufgeschoben werden: so könnte ich doch nun den Vorsatz nicht mehr rückgängig machen, wäre eine solche Veränderung mir auch nicht durch den Arzt dringend zur Pflicht gemacht.
Es bleibt mir daher nichts übrig, als die Versichrung der vollk˖[ommen]sten Hochacht[ung] zu wiederholen, mit der ich verharre
Ew. Hochwohlg[ebohrn]
G[an]z geh˖[orsamster] Diener
Schelling
spät Abends.