München den .
Ihr Brief vom , der mir erst am zugekommen ist mithin 10 Tage unterwegs zugebracht hat, fand mich in einem Strudel von Geschäften, der mir bis jetzt fast keine ruhige Besinnung erlaubt hat. Das von Weimar gemachte Anerbieten läßt mir über das Wesentliche, nämlich die Gesinnung und den Willen der in allen Fällen hochgesinnten Regierung, keinen Zweifel. Wenn ich dessen ohnerachtet nicht gleich heute Ihnen meine völlige Einstimmung melde, so bitte ich, dieses weniger einem in der Sache liegenden Grund als meiner Gewissenhaftigkeit beyzumessen. Ich muß noch einmal in einer ruhigen Stunde meine eignen Gesinnungen prüfen, meine Kräfte abwägen; ich muß die völlige Überzeugung gewinnen, der Universität das seyn zu können, was ich ihr unter den gegenwärtigen Umständen seyn oder werden muß, es handelt sich nicht bloß vom Entschluß, es handelt sich davon, daß er auf eine meiner und der dortigen Regierung würdige Weise gefaßt werde und mir nebst den äußeren Vortheilen auch die innere Beruhigung zu theil werde, nichts übereilt und nur dem reinen inneren Trieb gefolgt zu haben. Wenn ich Ihnen noch dazu bemerke, daß mich nichts Äußeres von hier forttreibt, Vieles im Gegentheil zurückhält, daß es also der allerfreyeste Entschluß ist, den ich in diesem Augenblick zu fassen habe; so werden Sie, Verehrtester Freund, so wird die groß und edel denkende Regierung mir gern die kurze Frist vergönnen, die nöthig ist, mich der höchsten Lauterkeit meines Entschlusses, ohne welche ich nie dort glücklich seyn könnte, zu versichern und das ganze Geschäft nicht blos zu meinen äußerlichen, sondern auch zu meiner vollkommnen inneren Genugthuung abzuschließen. Ich ersuche Sie, verehrtester Freund, dieses einstweilen nach Weimar zu melden, zugleich aber zu versichern, daß ehe vierzehn Tage vergangen sind, mein Entschluß in Ihren Händen seyn wird.
Erhalten Sie mir inzwischen das theilnehmende und freundschaftliche Wohlwollen, von dem Sie mir so viele Beweise gegeben.
Schelling.