München .
Es ist mir leid, daß die beyderseitigen Ansichten sich nicht besser fügen wollen und – können, zumal ich immer deutlicher zu fühlen meynte, für die Wiedererhebung von Jena entscheidend wirken zu können. Ich begreife, daß meine Bedingungen Anstand gefunden; ebenso aber, hoffe ich, werden Sie nach Ihrer Billigkeit einsehen, wie ich, ohne gegen meine bisherigen Verhältnisse ungerecht zu seyn, die Bedingungen nicht anders als so stellen konnte und besonders auf eine mir völlig genügende Wirksamkeit rechnen mußte. Ich schrieb Ihnen von Anfang, es würde viel dazugehören, daß Jena und ich wieder zusammenkämen. Dieß hat sich jetzt auch bewährt und es bleibt mir nun nichts übrig, als Ihnen, Verehrtester Freund, für Ihre gütigen Absichten und die äußerste Freundschaftlichkeit Ihres Benehmens zu danken, die ich, sey’n Sie davon überzeugt, vollkommen erkenne und würdige.
Ich bitte Sie zugleich, Seiner Exc˖[ellenz] dem Herrn Minister von Voigt, den ich mit einem eignen Schreiben deßhalb nicht behelligen will, meine tiefste Verbindlichkeit für das bey dieser Gelegenheit gegen mich gezeigte Wohlwollen zu bezeugen.
So eben erhalte ich durch Ihre gütige Verwendung Lobeck’s Programm de Dactylis Idaeis. Auch dafür meinen besten Dank! Desselben Verfassers Abh˖[andlung] de morte Bacchi ist wohl ein eignes Buch, keine akad˖[emische] Schrift?
Sind denn die gefangenen Programme noch nicht erlöst? Dergleichen Gewalthandlungen waren doch sonst nicht erhört. Ich wünsche recht innig, daß diese Differenzen sich zu Ihrer vollen Zufriedenheit ausgleichen. Schenken Sie mir auch ferner Ihr gütiges Vertrauen, und lassen Sie besonders mich an allem theilnehmen, was aus Ihrer Feder kommt. Wenn meine Sachen Sie interessiren können, so werde ich nie unterlassen, Ihnen dieselben mitzutheilen.
Gewiß! unsre freundschaftlichen Verhältnisse werden in der Entfernung nicht weniger fest bleiben, rechnen Sie auf meine innigste Hochachtung und unverbrüchliche Ergebenheit
Schelling