An Seine Hochwohlgebohrn
Den königlich bayerischen Geheimen Hofrath
Herrn von Schelling
General-Conservator der wissenschaft-
lichen Sammlungen des Staats, z. Vorstand
der Akademie der Wissenschaften, p.
in
fr[an]co
No. II
No. 3.
M˖[ünchen] den .
Liebster, Bester!
Gott sey Dank hat doch der Himmel seit ein freundlicheres Ansehn gewonnen, die Regengüsse haben nach gelassen, und die liebe Sonne zeigt sich auf Augenblicke. Kalt ist es freylich ziemlich, doch denke ich, in einem wohl geschlossenen Glaswagen wirst Du nicht viel davon empfinden, im Nothfall bleibt Dir ja auch die durchnäthe Decke zur Hülle übrig. Überhaupt ist mir für die Reise weniger bange, als für die Einrichtung in C˖[arlsbad] und besonders ob Du beym Baden gehörige Hülfe hast, nimm Dich ja recht in Acht, und sey mir zu lieb doppelt vorsichtig. Das Bade Thermometer wirst Du gefunden haben, und da versprich mir nie ungeprüft ins Bad zu steigen. Hier ist alles in der kleinen Welt recht wohl, Hermann machte gleich gestern Mittag den Spas wie er zu Tische kam zu sagen »was ruft Ihr mich denn schon, der Vater ist ja noch nicht da.« Er ist recht artig und so
Sophie hat auf einige Tage um Urlaub gebethen ihren Herrn Vetter in Schlehdorf zu besuchen, ich habe es ihr gleich erlaubt, weil wir sie beßer jetzt als später, wenn der Fritz da ist entbehren können. Nun werden wir einige Tage die Wirthshauskost versuchen, geht es Dir doch, Lieber! auch nicht beßer. Die Kinder freuen sich darauf als auf etwas Neues. Deine Rede ist gestern Nachmittag fertig geworden und nimmt sich sehr gut aus. Der Buchh˖[ändler] Weber war sehr über Deine gegebene Erlaubniß erfreut wie mir Akerm˖[ann] berichtet.
Neues weiß ich heute gar nichts, denn seit , wo ich Dir schrieb habe ich keine fremde Seele gesehn, doch wollte ich nicht versäumen noch heute einige Worte an Dich zu richten, da es mir in den nächsten Tagen wahrscheinlich unmöglich ist, denn leider hat sich schon diesen Morgen die dumme Geschichte wieder ein gestellt. Das wäre eine große Verlegenheit auf der Reise gewesen und nun ist es doch beßer, daß ich da bliebe. Ängstige Dich indeß nicht, liebes Herz! ich werde mich ganz ruhig ins Bett legen und alle Vorsicht anwenden.
Lebe wohl liebster Freund! Gieb uns bald Nachricht und sey recht vergnügt, doch nicht so sehr daß Du uns darüber vergießt.
Von Herzen Deine
Pauline.
N.S. Erwarte also ja so bald keine Briefe von uns.