Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Allerdurchlauchtigster Grossmächtigster König

Euere Königliche Majestät haben durch gnädigste Überlassung der Raphael’schen Tapeten die Akademie in den Stand gesetzt, durch unmittelbare und beständige Anschauung ihre Zöglinge in der Historienmalerei zu Würdigen und großen in der Compositionen zu führen. Ein ähnliches Bedürfniß offenbart sich schon längere Zeit für die Schule der Landschaftsmalerei. Kein Unbefangener kann läugnen, daß die Landschaftsmalerei in Baiern, durch die Liebhaberei, welche fast alle Stände für dieses Fach ergriffen, in eine gewisse noch dazu oberflächliche Manier bei dem größten Theil der Künstler ausgeartet, und besonders in Ansehung der Composition tief unter den Forderungen der hohen und wahren Kunst zurückgeblieben ist. Anerkannt ist dagegen, daß die beiden Eigenschaften einer gründlichen Behandlung und einer großartigen, dichterischen Composition in unsern Zeiten vorzüglich der Landschaftsmaler Joseph Koch vereiniget hat. Da nun derselbe schon seit langer Zeit ein landschaftliches Bild von größten Styl, (eine griechische, theokritische Landschaft vorstellend) fertig hat, da unter andern der Maler Müller zu Rom im deutschen Museum von Friedrich Schlegel (Augustheft 1812. p. 184 fg.) diesem Bild die größten Lobsprüche in Bezug auf jene Eigenschaften ertheilt hat. Da auch Seine Königliche Hoheit der Kronprinz es mit entschiedenem Beifall gesehen und andere zuverlaessige Kunstkenner in dem Urtheil, »es sei das vorzüglichste Werk des Künstlers und vereinige Gründlichkeit der Behandlung und grandiose Composition in ausnehmendem Maaß« übereinstimmen: da endlich der Verfertiger durch seine Lage genöthigt ist, dieses Bild um den verhältnißmäßig geringen Preis zu 2200 f herzugeben, der Akademie aber gerade ein solches Bild höchst wünschenswerth ist; da auch der Zustand der akademischen Casse erlaubt es um diesen Preis zu kaufen, ohne einen Anspruch an die Staats Casse zu machen: So erbitten wir nun Eurer Königlichen Majestät allerunterthänigst die gnädigste Erlaubniß, das erwähnte Bild um 2200 f aus der Casse der Academie anschaffen zu dürfen.

Euere Königliche Majestaet werden durch diese Allergnädigste Erlaubniß der Akademie der Künste ein neues Mittel verwilliget haben, einen besonders in Baiern wichtigen, durch die Natur wie durch die Gesellschaft begünstigten Kunstzweig eine höhere und für die vaterländische Kunst rühmliche Stiftung zu geben

J.P. Langer Schelling