Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Hochwohlgeborner Herr Director!

Indem ich die Ehre habe Ew Hochwohlgebornen beyliegenden Bericht an die K˖[önigliche] Akademie der Wissenschaften zu überschicken, freut es mich recht sehr eine Gelegenheit zu haben, mich durch einige Zeilen in Ihrem Andenken zurückzurufen und mich Ihrer ferneren Gewogenheit anzuempfehlen. Möchte es mir gelingen, durch die litterarischen Arbeiten, welche ich nun durch einen verlängerten hiesigen Aufenthalt zu liefern in den Stand gesetzt bin, den Beyfall Ew Hochwohlgebornen zu gewinnen und Ihre freundschaftliche Theilnahme an meinen Studien, worauf ich mit Recht stolz seyn kann, stets zu erhalten.

Ich hoffe daß mir nach Verlauf dieser zwei Jahre ein Jahr für London wird bewilligt werden und zähle hierzu vorzüglich auf Ihre Beihülfe und Empfehlung. Es ist für mich von großer Wichtigkeit die Veda’s kennen zu lernen und wenn möglich einige Auszüge daraus zu machen. Es kommt darauf an, ob in London auch ein Commentar über diesselben vorhanden, ist dieses der Fall, so würde ich meinen dortigen Aufenthalt vorzüglich den Veda’s widmen. Sie sind es eigentlich womit man das Studium der Indischen Mythologie und Philosophie beginnen sollte.

Was ich übrigens Ew Hochwohlgebornen über meine Studien mitzutheilen mir die Freiheit nehmen würde, finden Sie in beyliegendem Berichte an die Akademie, worin ich meinen Plan und Vorhaben ausführlich aus einander gesetzt habe. Noch bitte ich Sie insbesondere, mir Ihren weisen Rath und Ansichten nicht vorzuenthalten, welche mir immer sehr willkommen seyn und zur leitenden Richtschnur dienen werden.

Sollte ich Ihnen hier durch irgend etwas zu dienen im Stande seyn, so würde es mich sehr freuen, wenn Sie mich mit Ihren Aufträgen beehren wollten.

Nebst ehrerbietigster Empfehlung an Ihre Frau Gemahlin, verharrt in tiefster Ehrfurcht
Ew Hochwohlgebornen
Unterthänigst gehorsamster

Bopp.

Meine Adresse: Rue Hillerin Bertin n° 5

F[au]b[ourg] St. Germain