München .
P˖[raemissis] P˖[raemittendis]
Ew. Hochwohlgeboren
erfüllen durch Ihren Entschluß, zu der feyerlichen Sitzung der Akademie am hieher zu kommen, einen auch von mir lebhaft gehegten Wunsch, den ich mir nur darum nicht erlaubt hatte, gegen Sie zu äußern, weil ich der Meynung war, daß Ihre Bade-Reise keinen Aufschub leide. So ungern ich die Rede übernommen habe, zu deren Ausarbeitung mir so wenig Zeit gegönnt ist, besonders da der herannahende Landtag die Kanzleygeschäfte leider sehr vermehrt, so erfreulich ist es mir, durch Ihre amtliche Theilnahme nicht nur aufgemuntert, sondern auch in einem sehr wesentlichen und für mich schwierigen Stücke, das ich gleichwohl einem Andern nicht hätte überlassen können, erleichtert zu seyn. Die Abhandlung hat den bürgerlichen Zustand Galliens im zum Gegenstande und zeigt, daß Herrschaft des Adels und der Geistlichkeit, Knechtschaft des Bauers und Niedrigkeit des Bürgers römisch-gallischen Ursprungs sey. Der Uebergang zu der Feyerlichkeit des Tages wird mir zwar nicht schwer, aber dabey zu verweilen wäre mir nicht anders als mit großer Anstrengung und Ueberwindung möglich gewesen, weil ein ausführliches Lob der Regierung, in Beziehung auf die Freyheit der Personen und des Eigenthumes, mit einer Umsicht, deren ich unfähig bin, behandelt werden müßte, um nicht Mißverstand und Ungunst zu erregen. Dieß wird nun ganz unnöthig, da Ew. Hochwohlgeboren zur Eröffnung und zum Schlusse sprechen werden. Ich kann mich auf eine bloße Erwähnung einschränken.
Herr von Schenk wird mich in diesen Tagen besuchen; da werde ich mit ihm verabreden, was etwa noch vor Ihrer Ankunft anzuordnen seyn möchte.
Genehmigen Sie die Versicherung der verehrungsvollen Ergebenheit, womit ich verharre
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster Diener
Roth