Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Liebster Bruder!

Der getroffenen Verabredung gemäß, hauptsächlich aber dem Drang meines Hertzens folgend säume ich nicht, Dir und Deiner lieben Frau die Nachricht von der glücklichen Entbindung meiner lieben Frau von einem ..... Sohne mitzutheilen. Abends um 10 Uhr erfolgte dieselbe nach einer 26stündigen GeburtsArbeit, welche am Ende künstliche Hülfe noch nöthig machte. Das Kind ist außerordentlich groß und starck, und zum Unglück waren die Fruchtwaßer gleich nach den ersten Wehen abgegangen, was die Geburt um ein Bedeutendes erschwerte und verzögerte. Meine Frau befindet sich aber jezt, Gott sey’s gedanckt, so erträglich, als man es nur immer erwarten kann, und der Kleine hat es so eben das erstemal versucht, an ihr zu trincken, und sich dabei recht geschickt und begehrlich benommen. Du hast also auch hierinn gantz wahr gesehen, daß Du einen Knaben prophezeihet hast, was ich kleinmüthiger fast nicht recht habe glauben wollen. Wir sind nun alle außerordentlich vergnügt, und meine Frau ist überglücklich, einen Sohn zu haben, was sie, ungeachtet sonst Deine Worte so sehr viel bei ihr gelten, Dir doch nicht recht hatte glauben wollen. Sie läßt sich Dir und Deiner lieben Frau bestens empfehlen und läßt dieser sagen, daß sie, was sie zwar stets thue, in ### ##tzenszeit besonders viel an sie gedacht habe. Für deinen Brief, ### sie neulich erfreut hast, läßt sie Dir noch insbesondere ###lich dancken, und bittet, sie zu entschuldigen, daß sie Dir nicht geantwortet habe. Es kamen ihr aber in der lezten Zeit noch ### zu viele Geschäfte zusammen.

Daß die Reise Dir und Deiner lieben Frau so gut bekommen ist, freut uns innigst, und wir wünschen und hoffen gantz zuversichtlich, immer noch beßere Nachrichten zu bekommen. Klärchen ist gesund und wohl, und hat eine außerordentliche Freude an dem Kinde, küßt und streichelt daßelbe auf das Zärtlichste und möchte es nur immer herumtragen. Es ist gar zu ordentlich, wie zart und delikat sie mit dem Kinde umgeht, ohne datzu angewießen zu werden.

Nun muß ich aber eiligst schließen, und weiß nichts zuzufügen, als meine innigsten Wünsche für Dein und Deiner lieben Frau und Kinder Wohlergehen.
Dein

K.