An Herr Director Schelling
in
d˖[urch] Güte.
Liebster Bruder!
Herr Professor Sigwart von Tübingen, welcher in diesen Ferien nach München zu reisen gedenckt, hat mich diesen Morgen besucht, und mir angeboten, etwas an Dich zu besorgen. Ich weiß nur, besonders da mir heute die Zeit so gantz kurtz zugemeßen ist, Dir nichts weiter zu schreiben, als daß wir alle wohl sind, und uns recht freuen auf die Zeit, in welcher wir Dich mit Deiner lieben Frau und Kindern hier zu sehen hoffen. Du mußt Dich eben, so lang noch die rauhen MärzWinde herrschen, recht in Acht nehmen, und lieber keinen Ausgang mehr versuchen. Ich hoffe, Dein Schnupfen und Kopfweh werde inzwischen vorüber gegangen seyn. Sey nur getrosten Muthes, es wird sich gewiß mit Deiner Gesundheit wieder geben. Es scheint mir, Du seyest ein wenig kleinmüthig geworden, was Dir nicht wohl
Einstweil˖[en] empfehle ich Dir Herrn Prof. Sigwart zu freundlicher Aufnahme, denn er ist ein guter braver Mann. Nimm Dich eben recht in Acht vor der rauhen Luft. In der sollte ich doch glauben, werdest Du zu uns reisen können. Der Schmertzen auf der Brust, den Du noch hast, ist wahrscheinlich rheumatischer Art. Wenn er noch fortdauert, so lege doch mit Wachholderbeeren geräucherte Baumwolle auf denselben.
Nun lebe recht wohl, und empfehl˖[e] uns Deiner lieben Frau bestens.
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
Karl.
St˖[uttgart] den .
Wegen des Bildes habe ich dem Tochtermann des Pfeifers nichts gesagt, und sagen mögen, außer wenn Du es wünschtest.