Liebster Bruder!
Ich benutze noch einige Augenblicke, welche mir übrig sind, um Dir und Deiner lieben Frau für die uns geschenckte liebevolle Aufnahme und so vieles uns erwießenes Gute unsern innigsten Danck abzustatten. Es sind für uns alle herrliche Tage gewesen, welche wir in Eurem Umgange verlebt haben, aber eben deßwegen sind sie uns auch nur gar zu schnell vorbeigefloßen, und wir wünschten insgesammt, uns um 14 Tage jünger machen zu können, um diese gute Zeit noch einmal genießen zu können. Für mich insbesondere hat der Aufenthalt in München die besten Folgen gehabt, und ich fühle es besonders in Vergleich mit dem Zustande in welchem ich hergereist bin, wie sehr meine Kräfte in dieser Zwischenzeit in jeder Rücksicht zugenommen haben und erfrischt worden sind. Mein sehnlichster Wunsch ist es nun, mit Dir und Deiner lieben Frau an Einem Ort zusammenleben zu können, und ich hoffe ganz zuversichtlich, daß derselbe in Erfüllung gehen werde, wenn nur erst vollends die bevorstehenden schlechten Zeiten vorüber sind.
Wir sind heute Abends zwischen 5 und 6 Uhr wohl hier angekommen. Das krancke Pferd hat sich soweit erhohlt, daß es wohl des Tages wenigstens 8 Stunden wird machen können, und ich hoffe daher, bis Abends in Stuttgart eintreffen zu können. früh werde ich noch aufgehalten werden; mein Kutscher sagt, es haben sehr viele Leute sich täglich erkundigt, wann ich hieher komme, um mich um Rath fragen zu können; ich werde mich aber möglichst beeilen, weiter zu kommen;
Nun leb noch einmal recht wohl und gesund mit Deiner lieben guten Frau und dem uns unvergeßlichen Paul, und gieb uns bald Nachrichten von Deiner Gesundheit und besonders auch darüber, ob die von uns verursachte Unruhe Deiner lieben Frau nichts geschadet hat.
Leb wohl, empfehle uns Deiner lieben Frau bestens, und küße Deinen Paul 1000mal in unserem Namen.
Dein
tr˖[euer] Bruder
Karl
Augsburg den .