Carlsbad den
Mein verehrter Freund
Auch diesmal haben mich leider meine Verhältniße wieder gehindert für den hiesigen Brunnenaufenthalt diejenige Zeit zu wählen, welche mir die liebste gewesen sein würde, und ich bin wieder in der Periode hier, wo Carlsbad am vollsten ist. Die nun erst anfangende gute Witterung giebt freilich einigen Ersatz. Aber um so mehr muß ich es dafür bedauern, nicht mit Ihnen zugleich Carlsbad genießen zu können. Hofrath von Wittersheim, der Sie noch gesehen, hat mir gesagt, daß Sie sich sehr wohl und heiter hier befunden hätten. Darüber freue ich mich herzlich.
Wenn mir nun der Genuß entgangen ist, die Unterredungen und Mittheilungen mit Ihnen fortsetzen zu dürfen: so werden Sie mir erlauben, daß ich mich auf andere Weise Ihnen in Erinnerung bringe. Ich habe nemlich bald fühlen müßen, daß die philosophischen Mittheilungen im literarischen Conversationsblatt dort nicht mehr die Fortsetzung duldeten. Auch war es nöthig, sie weiter auszudehnen, und ihnen eine veränderte Richtung zu geben. Dies hat mich veranlaßt eine fortgesetzte Reihe von Mittheilungen in einzelnen abgebrochenen Aufsätzen anzufangen die einzeln stehend und dem Aeußern nach willkührlich scheinend, nur im Innern zusammenhängen sollen. Erlauben Sie, daß ich das erste Heft dieses Versuches Ihnen hierbei übersende, und verzeihen Sie mir, daß ich diese Uebersendung mit so wenigen Worten begleite. Aber die sich mir darbietende Gelegenheit will schnell benutzt sein, und ich muß für diesen Brief einen Zeitpunkt wählen der dem Schreiben nicht gerade günstig ist.
Daher breche ich jetzt schon ab, und empfehle mich Ihrem gütigen Andenken mit der Bitte mir Ihre Freundschaft fernerhin zu erhalten.
der Ihrige
W. v. Schütz