Schelling

Schelling Nachlass-Edition


dem Herrn Direktor

Schelling in

München.

Sie erhalten in der Anlage eine Beschreibung der Aeginetischen Kunstwerke, die den Ihnen bekannten Mahler Wagner zum Verfasser hat. Wiewohl er auch in diesem schriftstellerischen Versuche Talent, Kunstsinn und Sachkenntniß zeigt, so bleibt doch in Absicht auf Klarheit und Gewandtheit der Darstellung, Reinheit und Korrektheit des Styls und besonders eigentlich gelehrte Behandlung des Gegenstandes noch manches zu wünschen übrig. Wagner, der dieß selbst nicht erkennt, und gleichwohl wünscht, daß dieses Werk, da es zum Druck bestimmt ist, in einer so viel möglich vollkommenen Gestalt erscheinen möchte, hat mich ersucht, mich bey Ihnen dafür zu verwenden, daß Sie an dasselbe die letzte Hand legen, und ihm jene Vollendung geben möchten, die das Resultat höherer wissenschaftlicher Bildung ist, auf welche er, nach seiner Bescheidenheit, keine Ansprüche machen zu dürfen glaubt. Auch würde er sich Ihnen sehr verpflichtet halten, wenn Sie ihm für dasselbe einen Verleger verschaffen wollten. Da ich mich, aus begreiflichen Gründen, sehr für dieses Werk interessire, so sind hier seine Wünsche ganz die meinigen, und ich ersuche Sie deswegen, für ihre Erfüllung so viel zu thun, als Ihre Geschäfte Ihnen nur immer gestatten mögen. Die am Schluße seiner Abhandlung versprochenen Zusätze und Berichtigungen könnten vielleicht dem Werke als Nachtrag angehängt werden, so daß also um ihrentwillen der Druck desselben nicht verzögert zu werden brauchte. Das M[anu]s[cri]pt˖ selbst wünschte ich nach Beendigung des Drucks wieder zurück zu erhalten.

Indem ich diesen Gegenstand als einen mir vorzüglich wichtigen nochmals Ihrer thätigen Theilnahme empfehle, versichere ich Sie zugleich jener Ihnen bekannten Gesinnungen, womit ich Ihnen stets wohlgewogen verbleibe

Ludwig Kronprinz