Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An

den Königlich Baierischen

Herrn Director von Schelling

Hochwohlgeboren

in

München

frey

Je größer der Schreck war, welchen die Nachricht über Ihre Krankheit in der Zeitung und durch Schreiben bey mir erregt hatte, desto größer war die Freude durch Ihren Brief die Gewißheit erhalten zu haben, daß Sie gerettet sind. Sie können nicht glauben, welche Sorge ich hatte um Sie, da alle Nachrichten mir jede Hoffnung einer Geneßung versagten. Ich schreibe Ihnen blos um deswillen, um Ihnen für Ihre Geneßung meine Dienste anzubiethen. Müssen oder dürfen Sie Wein trincken, altwein vollkommen gesund, so lassen Sie es mich sogleich wissen, damit ich Ihnen solchen senden kannn und wie viel Sie brauchen. Ohne allen Rückhalt lassen Sie es mich wissen, ich würde es als ein Mistrauen meiner Gesinnungen gegen Sie ansehen, wenn Sie den mindesten Anstand nehmen wollten. Sie bedürfen itzt der größten Schonung und Pflege und nur das beste dürfen Sie genießen, ich kanns Ihnen geben und gebe es gerne, also.

Die Sorgen Ihrer trefflichen Frau Gemahlin kann ich mir vorstellen, auch ich küsse Ihr die Hand für Ihre treue Pflege, sie hat mir das Liebste auf der Welt, sie hat mir Sie erhalten. Sorgen Sie nun mit der größten Vorsicht für Ihre Gesundheit, Sie gehören nicht sich und Ihrer Familie allein, Sie gehören der Menschheit, und diese macht mit Recht noch so manchen Anspruch an Sie, den Sie lößen müssen.

Nochmal herzlichen Danck für Ihren mich beruhigenden Brief, und meine Bitte, mir wenn ich durch irgend etwas Ihnen dienen kann, nicht aus einer falschen Ansicht die Gelegenheit hiezu zu entziehen.

Gehen Sie mit raschen Schritten Ihrer gänzlichen Herstellung entgegen, vielleicht sind die Zeiten nicht fern, wo Ihre ganze Kraft in Anspruch genommen wird.

Meine Frau wünscht Ihnen alles Heil und Seegen. Ihren Antheil an Ihrer Krankheit und Ihre Freude über Ihre Gesundheit kann ich Ihnen nicht beschreiben.
Der gnädigen Frau küsse ich die Hand und bringe Ihr meinen besten Glückwunsch. Gott erhalte Sie lange
Ihr
g[e]h[orsam]st[er] D[iene]r und Freund

Häcker