Auszug meines Briefs an Schelling de dato .
Was den dogmatischen Theil Ihrer Schrift gegen Jakobi betrifft, so habe ich darinnen keine Verschiedenheit von dem Unterricht bemerkt, welchen Sie uns in den schäzbaren Unterredungen des J˖[ahres] die ich bei dieser Gelegenheit aufs neue durchlas zu ertheilen die Güte hatten.
Andere die jezt erst mit Ihren Meynungen bekannter wurden, konnten die Idee von dem Deus implicitus und explicitus nicht begreifen: die Idee von einem wachsenden Gott ist ihnen ein Aergernis. Sie können sich von dem Gedanken nicht los sagen, daß nach Ihnen die Entwikelung Gottes in der Zeit geschehe. Sie sagen, sie verstehen nicht daß Gott nicht in der Zeit, aber die Zeit in Gott seyn solle: sie halten den Begriff von
Andere halten dafür, daß sich Ihr IdentitätsSystem mit einem persöhnlichen Gott nicht vertrage. Denn, sagen sie, entweder ist Gott und die allgemeine Welt Streben oder Wollen, Geist, der sich blos in gespaltenen (nach Fichte’s Ausdruck) Individuen offenbahre: alsdenn gibt es keinen persöhnlichen von endlichen Geistern persöhnlich geschiedenen Gott, oder wenn dies nicht ist, dann ist der Persöhnliche Gott weiter nichts, als primus inter Pares (den Geistern, die wir die endliche nennen, die aber nach Ihrem System gleich ewig mit Gott sind) der persöhnliche Gott, so wie die endliche Geister sind aus dem Grund Gottes, aus dem A, das als unpotenzirt, als unentwikelt vor der Schöpfung gedacht werden muß hervorgegangen. Denn eben dadurch daß sie nur aus dem Grund, nicht aus dem persöhnlichen Gott hervorgegangen sind, bestimmt das Wesen ihrer Freiheit, erklärt den Ursprung des Bösen. Ist aber dies, so erscheint wieder kein Begrif, der Gottes würdig wäre. ich bekenne, daß ich auf diesen Einwand nicht recht zu antworten weiß. Sie würden mich sehr verbinden wenn Sie mich dazu in den Stand sezen wollten.
Georgii.