Euer Königlichen Hoheit
Gnädigstem Auftrage zufolge habe ich gestern mit Prof. Lichtenthaler gesprochen. Auf die bestimmte Frage: ob sich dafür stehen ließe, daß Prof. Döring von der Sache nichts erfahren würde? hat er nach Überlegung aller Umstände geantwortet, daß er dafür unmöglich Bürge seyn könne. Nach den edeln Gesinnungen Euer Königlichen Hoheit über diesen Punkt hob sich also die Sache von selber auf, und es bleibt nichts übrig, als die Entscheidung der Krankheit zu erwarten, die in 4–5 Tagen erfolgen muß. Ist Döring einmal auf dem Wege der Genesung, so würde in Fall, daß sie zu langsam von Statten ginge, die Sache doch sich einleiten lassen, ohne seine Zufriedenheit zu stören oder seine Krankheit zu vermehren.
Nach erhaltner Gnädigster Erlaubniß wage ich Euer König˖[lichen] Hoheit mein Buch gegen Jacobi, freylich in einem dieser Bestimmung nicht würdigen Einband zu überschicken.
Gnädigster Herr! Was ich gewagt habe, Euer Königlichen Hoheit mündlich zu sagen, war nicht ohne die gegründetste Ursache. Ich bedarf eines höheren Schutzes, da meine geschwornen Feinde, die seit es mir nicht vergessen können, eine neue Bahn der Wissenschaft eröffnet zu haben, gegen mich im Rathe sitzen.
Zutrauensvoll hoffend auf die Gnädigste Zusage Ew. Königlichen Hoheit werde ich mich erkühnen, Höchstdenselben noch in einem besondern Schreiben die Umstände dieses Handels vorzulegen, der das allgemeinste Aufsehen erregen muß. Euer Königliche Hoheit bitte ich nur einstweilen, Höchstderoselben Urtheil nach den Thatsachen zu bemessen, die in der meiner Schrift vorangeschickten Erklärung S. 1–32 enthalten sind.
Ich will die Übersendung dieser Schrift um keinen Augenblick verzögern, da sie durch das spätere Ankommen der für mich bestimmten Exemplare ohnedieß aufgehalten worden und sie bey den hiesigen Buchhändlern weit früher angekommen ist als ich erwarten konnte.
Der ich in der tiefsten Ehrfurcht geharre
Eurer Königlichen Hoheit
unterthänigst-gehorsamster
Schelling