Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Herrn Willemer

wohnhaft am Fahrthor

zu

Frankfurt am Main.

fr˖[ey] Gr˖[änze]

Ihren 4ten Band habe ich nicht erhalten; ich besitze nur den 3ten. Könnte ich den 1sten 2ten und 4ten durch Ihre Güte erhalten, so wär’ es mir sehr angenehm. Ich verehre aufrichtig Ihr Wollen, und finde darinn viel Einstimmung mit meiner Ansicht dessen was Noth ist.

Die Ableitung der Tugend aus dem Noch-nicht-guten, ja selbst aus dem Laster kann ich mir, wie Sie aus meiner Zeitschrift gesehen, in gewissem Sinne sehr wohl denken; nur damit könnte ich nicht einstimmen, das Laster als das Noch-nicht-Gute zu setzen. Denn dieses ist an sich weder gut noch bös, das Laster unstreitig doch bös, und der ewige Unterschied beyder so nothwendig als der zwischen nur-nicht-Gutem, und positiv Nichtgutem. Doch vielleicht habe ich in Ermanglung der weiteren Ausführung Ihren Sinn nicht recht verstanden.

Ich bitte Sie noch, darauf zu denken, auch die Allg˖[emeine] Zeitschrift mit Beyträgen Ihres Geistes zu versorgen.

Ich bin mit der Ihnen schon bekannten Hochachtung Dero
ergebenster

Schelling