Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Euer Hochwohlgeboren

huldvolle, eben so gegen andere sich herablaßende, als in sich erlauchte Gnade und selbstbewußte Hohheit giebt mir den Muth der Dehmuth, beiliegende Blätter auf dem Altare der Ehrfurcht und Dankbarkeit vor ihrem erlauchten Selbstbewußtsein unterthänig niederzulegen als zum Theil nun welke, schon in meinen früheren Universitätsjahren auf manchen Irrwegen mit einem kränklichen Körper gesammelten Blätter aus dem alten Musenhaine classischer Vergangenheit. Eben so sehr mir selbstbewußt der unmittelbaren Unbedeutenheit dieser Blätter für sich, als der unmittelbaren und in sich vermittelten Souverainetät Ihres im Staate wahrhaft wirklichen Selbstbewußtseins, lebe ich dennoch der leisen Hoffnung, daß dieselbe Sonne, deren dem sinnlichen Auge erscheinende Fleken wirklich keine sind, und die Sterne und Monde um sich her verdunkelt, indem sie dieselben und alles erleuchtet, wie sich selbst, auch leichte Sternschnuppen in einer niederen Atmosphäre ruhig gewähren laße.

Als ein Kleiderausputzer der Alten spreche ich in dieser, nach Weise des Kratylos oft selbstbewußt schlechtphilologirenden Schrift wesentlich die Sprache eines Kammerdieners, jedoch eines solchen, für den es (anders als Göthe sagt) einen Helden giebt. – Da, wo die Sphäre subjektiver Meinung für sich gilt, kann ja auch nur die Sprache der Wahrscheinlichkeit gesprochen werden und wie diese mit dem Scheine der Wahrscheinlichkeit auch den Schein der Bescheidenheit für sich hat, so hat allein in dieser Beziehung die Sprache der Wissenschaft die Wahrheit der Bescheidenheit an und für sich in ihr, als in welcher ja nicht das Ich für sich, sondern die Idee an und für sich selbst spricht. Darum konnte ich mich nicht unterstehen, diese Schrift durch den hochgefeierten Namen Euer Hochwohlgeboren weihen zu wollen.

Meine Entfernung vom Druckorte entschuldige die Drukfehler der Schrift, so wie meine gerade jetzt wieder schwankende Gesundheit mit dieses Briefes Unordnung auch dieses, daß ihn eine andere, als meine unmittelbare Hand nachgeschrieben und ich hoffe schweigend, daß mir wohl Genehmigung und Verzeihung werden möchte bei dem Geiste, dem ja mein ganzes Leben und Denken geweiht ist. (Die Anmerkungen zum Ampelius S. 148. ff sind meines Bruders, des Diakonus Georg Kapp zu Culmbach.)

In tiefster Ehrfurcht habe ich die Ehre zu verharren
Euer Hochwohlgeboren
unterthänigster Diener

Christian Kapp. (D. Philo. und Ehrenmitgl˖[ied] der gel˖[ehrten] lat˖[einischen] Gesellsch˖[aft])