à Madame
Madame Gotter
née Stieler
à
fr[an]co
Sie werden sich verwundern, beste Pauline, daß ich so schnell hinter einander schreibe; es ist aber nur zu verhindern, daß Sie nicht in 2 Briefen schreiben müssen, was sich in Einem schreiben läßt. Nachdem ich die nöthigen Rücksprachen genommen, kann ich bequem beydes thun, nach Hildburghausen kommen und nach Cronach; ja ich werde auf jeden Fall einen Paß nehmen, mit dem ich nöthigenfalls nach Sachsen oder vielmehr Thüringen hereingehn könnte. Ich melde Ihnen dieses, damit Sie von Ihrer Seite es ganz und gar nach Ihrer Convenienz einrichten. Wählen Sie – inner- oder außerhalb der sächsischen Gränze – denjenigen Ort, wo wir auf’s ungestörteste und doch zugleich nicht auf eine gar zu unannehmliche Weise zusammen kommen können. Bestimmen Sie zugleich Zeit und so weit es möglich ist Tag, an welchem Sie am bestimmten Ort eintreffen wollen. Bis Ihre Antwort kommt werde ich meine nöthigen Vorkehrungen getroffen haben, und es bedarf dann nur noch einiger Zeilen, die ich einige Tage vor mir von hier abgehen lasse, um uns nicht zu verfehlen. Wann Sie diese erhalten, läßt sich ohngefähr berechnen, wenn ich Ihnen sage, daß ein Brief von Gotha nach M˖[ünchen] 5 Tage geht; unstreitig eben so viele von M˖[ünchen] nach G[otha]. Wär’ es Ihnen also z.B. gelegen am nach dem , oder um den von Gotha abzureisen, so könnte ich Ihnen noch ganz bequem so schreiben, daß Sie meinen Brief am erhielten und da Sie eine kleinere Strecke zurücklegen, doch zur selben Zeit mit mir eintreffen könnten. Wäre es so zu machen, daß man in Gotha gar nicht wüßte, daß Ihre Reise eine Zusammenkunft mit mir zur Absicht hat, so wär’ es mir in so fern lieber, als ich hier literarische Zwecke vorgeben mußte um Urlaub zu erhalten. Doch da eins das andre nicht aufhebt, so machen Sie dieß, wie alles, nach Ihrer Bequemlichkeit. – Wollten Sie ins Baiersche hereinkommen, so muß ich noch bemerken, daß Sie alsdann eines Regierungs-Passes von Gotha bedürfen würden; sonst aber wäre nichts Beschwerliches zu fürchten.
Verzeihn Sie, beste P˖[auline], die schlechte Handschrift; ich schreibe dieß in München mit der abgeschriebnen Feder, die ich allein da zurückgelassen.
Die herzlichsten Grüße auf, wie ich hoffe, baldige frohe Zusammenkunft; denn der ist doch der eigentliche Monat zum Reisen.
S.