Herrn
Direktor Schelling
zu
Nürnberg .
Zuförderst, lieber Schwager, meinen herzlichen Dank für die liebreiche Bewirthung, die Sie mir haben angedeihen lassen, ich kann Ihnen nicht sagen wie wohl es mir that, nach so vielen fremden Gesichtern den ersten Befreundeten zu begrüßen und so herzlich von ihm aufgenommen zu werden. Jetzt muss ich mich für’s erste wieder mit Alltagsgesichtern behelfen; hier habe ich nicht einmal den Spaß den Buchhändler Fr˖[iedrich] Campe zu finden, denn er ist noch in Leipzig. Ich habe bei der Alleinfarth von Augsburg hieher noch einmal recht bedächtig erwogen, was zu meinem Heil dienen möchte und mich entschlossen die benhardtsche Wundertinktur doch zu versuchen. Dr. Köhler sagte mir die Ingredienzen werden nächstens öffentlich in München bekannt gemacht werden; da ich aber nicht weiss, ob sich das nicht doch noch verzögern könnte, so wollte ich Sie um die Gefälligkeit bitten, den Sömmering – der das Rezept hat – in meinem Namen, oder für sich – wie Sie wollen – um eine Abschrift zu ersuchen, welcher Dr. Spix – den Sie schönstens grüßen müssen – wohl gefälligst die Anweisung zum Gebrauche beifügt. Wenn Sie, wie ichs überzeugt bin, mir zu Nutz und Frommen, diesen Auftrag freundschwägerlichst ohne Verzug ausrichten wollen und können, so würde mich das Heil noch in Braunschweig treffen, wo ich bei meinem Bruder Conrad Eberhard W[iedeman]n logire. Sollten Sie auch nicht sogleich meine Bitte gewähren können, so wird der Brief, doch durch meinen Bruder unfehlbar mir zu handen kommen. Was Thorwaldsen zu der Idee des Monuments sagen werde, bin ich begierig zu hören; daß er die Arbeit übernehmen werde, bin ich fast im Voraus überzeugt. In Augsburg habe ich sein Portrait darauf angesehn und es sagte mir Ja! – ich musste das Kästchen mit den Zeichnungen etc aufmachen, weil es nass geworden war, bei mehreren heftigen Gewittern, die wir vor Augsburg zu überstehen hatten; zum Glück ist nichts verdorben. Es ist mir schwer auf’s Herz gefallen, daß ich Ihren Hausgenossen Mart˖[ini] nicht ein Abschiedswort gesagt habe, oder habe sagen lassen. Bitte! entschuldigen Sie mich doch; – womit weiss ich freilich selbst nicht. Sie und der Spix haben mich so warm gehalten, daß ich an andre Leute gar nicht dachte.
Leben Sie wohl, ich hoffe noch auf Wiedersehen, aber dann mit Weib und Kind.
Ihr
freundlichstergebener
CRW Wiedemann
N.S.
Ich bitte Sie, lieber Schwager, doch die Anfrage im schwarz˖[en] Adler wegen eines von Trento für mich abgegebenen Kästchens mit marmorproben nicht zu vergessen und die kleine Auslage die etwa nöthig seyn wird zu übernehmen; auch nötigenfalls in einiger Zeit noch einmal nachfragen zu lassen. Sollte das Kästchen noch nicht da seyn, so bitte ich die Einlage zu siegeln und abzusenden. Ist aber das Kästchen in München, so kassiren Sie die Einlage
Ihr
CRW W.