Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Herrn

O˖[ber]Medic˖[inal]Rath Dr. Schelling

in

Stuttgardt.

durch Güte

Liebster Bruder!

Da Herr Med˖[icinal]R˖[ath] Hördt, mit dem es mich freute, einige Wochen hier zusammen zu seyn, die Güte haben will, ein Paar Zeilen an Dich mitzunehmen, so will ich Dir nur mit 2 Worten danken für die Mittheilung der guten Nachrichten von Friz, die mir meine Frau hieher geschikt hat und die uns beyden, wie natürlich, große Freude gemacht haben. Gott gebe, daß es ferner so mit ihm fortgehe; das Beste dabey ist, daß er ganz so kindlich und treuherzig geblieben ist, wie früher, und wie meine Frau schreibt, selbst verwundert und zwar sehr erfreut aber nichts weniger als eingebildet auf das glückliche Resultat des bestandnen Examens. Wie viel wir auch in Bezug auf dieses Dir und Deiner Theilnahme für ihn verdanken, wissen wir wohl, ob wir gleich nie im Stande seyn werden, es Dir auf irgend eine Weise erwiedern zu können.

Was meine Cur betrifft, die ich jetzt in die 3te Woche brauche, weniger aus Bedürfniß als um meine Gesundheit bey der guten Richtung zu erhalten, die sie genommen hat, so geht sie auf die gewöhnte Weise glücklich von Statten. Ich werde dießmal nicht 4 sondern nur 3 Wochen hier bleiben. Alles, was ich von Dir, lieber Bruder, höre und was mir auch wieder durch Herrn M˖[edicinal]R˖[ath] Hördt bestätigt worden ist, läßt mich dringendst wünschen, daß Du doch Deiner Gesundheit auch wieder einmal eine kleine Erholung von den vielfachen Anstrengungen gönnen möchtest, die Du so ununterbrochen doch gewiß nicht in die Länge aushalten kannst, und daß es Dir gefällig seyn möchte, zu dieser Erholung einen Aufenthalt in München, etwa um das Octoberfest zu wählen. Ich wende mich an die liebe Schwägerin, um sie zu bitten, daß sie doch ihre Vorstellungen mit den meinigen vereinigen wolle, um Dich zu einer solchen Erholung zu vermögen, die uns in doppelter Hinsicht zur größten Freude gereichen würde.

Alles Heil und Wohl über Dich, Deine liebe Frau und die lieblichen Kinder!
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]

Fr.