Herrn Hofmedicus und
Medicinal-Rath
Dr. Schelling
in
fr˖[ey]
Liebster Karl!
Herr Consulant Weishaar hat mich besucht und ziemlich viele Zeit bey mir zugebracht. Ich bitte Dich noch mich zu entschuldigen, daß ich am zweyten Tag ihn nicht wie ich versprochen hatte auf die Akademie abholte, der ganze Morgen wurde mir gradezu genommen durch Besuche und Geschäfte, die ich, im Begriff abzureisen, weder verhindern noch aufschieben konnte.
Du siehst daß ich noch hier bin; die böhmische Reise ist aufgegeben, meine Hoffnung war auf das Carlsbad gesetzt, da die Jahreszeit für dieses zu spät war, wollte ich nicht an eine vielleicht doch unvollständige Cur Kosten und Zeit setzen. Statt dessen werde ich mich auf 4–6 Wochen aufs Land begeben, dabey von Zeit zu Zeit noch Pyrmonter Wasser trinken etc.
Vielleicht, daß wir noch uns entschließen, Deiner gütigen Einladung zu folgen und auf etwa 8 Tage zur Weinlese nach Stuttg˖[art] zu kommen.
Wegen dessen, was mir in der Erbschaft unsrer lieben Mutter zugefallen, will ich die näheren Angaben erwarten; indeß richte ich an Deine brüderliche Gesinnung Eine Bitte, welche ist: daß Du wo möglich, nicht unmittelbar aber doch durch irgend einen Agenten, den ich gern dafür belohnen will, sobald als es nur geschehen kann, einen Theil oder was mir noch lieber wäre sämmtliche Capitalbriefe gegen baar Geld für mich umsetzen lassest. Ich denke, dieses würde doch nicht ganz unmöglich seyn. Ich wünsche, wenigstens 1000 fl. baar zu erhalten, die mir dienen würden, mich von verschiednen drückenden Schulden zu befreyen, die ich bey dem traurigen Zustand meiner Gesundheit und bey verschiednen Unglücksfällen, die mich betrafen, nehmen mußte. Ich empfehle dieses Geschäft Deiner brüderlichen Liebe; vielleicht daß selbst Weishaar aus Freundschaft und Gefälligkeit diese Unterhandlung gerne übernähme.
Lebe recht wohl; schreibe mir immer hieher, Deine Briefe finden mich auch in der Entfernung. Der Himmel erhalte Dich gesund; ich bin wie immer
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
Fr.