Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Herrn

Hofmedicus Dr. Schelling

in

Stuttgardt.

fr˖[ey] Gr[änze].

Heute endlich hat sich der Himmel aufgeschlossen; fast glaube ich, es ist, weil Du Deine Reise wirklich heute angetreten hast! Wie sollte mich freuen, die Nachricht davon zu erhalten. Ich habe Tag für Tag gewartet, daß es besser werden sollte, aber eines solchen stürmischen Wetters kann ich mich nicht entsinnen. Jetzt ist dafür wahre Sommerwärme. Bist Du noch nicht im Wagen wenn diese Zeilen kommen, so wirf Dich gleich da rein, denn an Deinem Versprechen halte ich fest. Wer weiß wie bald wir in den bevorstehenden Zeiten uns wiedersehen! Solltest Du auch Deine Reise wegen des schlechten Wetters weiter als Du erst wolltest hinausgeschoben haben, so laß Dich nicht abhalten; es ist nie zu spät für unsre Zusammenkunft; ob Du Dein Curieren und Curriren 8 Tage früher oder später wieder anfängst ist einmal gleichgültig.

Grüße aufs herzlichste Deine liebe Frau von uns beyden, ebenso die liebe Mutter; unter so guten pflegenden Händen wird Dich auf der Reise nichts übles anwehen können. Gott geleite Dich und Deine theuren Begleiterinnen! Welche Festtage, sie und Dich bey uns zu sehen! – Ich muß eilen. Leb also wohl bis zur fröhlichen Umarmung
D[eine]s treuen Br[u]d[e]rs

S