Hochwohlgebohrner Herr,
Hoch zu verehrender Herr General-Sekretär!
Eure Hochwohlgebohrnen danke für die Übersendung von dem Diplom womit die Königliche Academie der bildenden Künsten in München, indem Solche mich zu den Ihrigen zählet, beehren wollen. Wenn die edle Gabe wäre in HochDero Zuschrift, durch die schöne Form womit sie ertheilet wird höheren Glanz gewinnet, das unterscheidende Attribut bildender Künsten! so vergrößert sie bey dem der solche erhält mit dem höheren Genuße von Freude, zugleich nur dessen Verbindlichkeit.
Der immer dauernde Kampf meiner Gemüthslage mit den Verhältnißen der Welt; unüberwindlicher Abscheu mich vor oder an zu drängen, Verlangen nach eigner Betriebsamkeit und Streben nach Vollkommenheit im Gegenstande mit den beschränktesten Glücksumständen (nicht selten hat es mir auch an dem Nothwendigsten gemangelt!) gestatteten nicht daß ich dasjenige wozu vielleicht Anlage in mir geruhet, so wie ich wünschte erreichen Könnte; ich betrachte daher dasjenige was ich in der Kunst geleistet nur als schwache Versuche, die sich weit unter dem Ziele das ich ins Auge gefaßt und dem ich bey glücklichern Umständen mich weiter näheren dürfte, befinden; und wenn gelegenheitlich ich ein Wörtchen über die Kunst in das Publicum fallen ließ, so geschah es weniger in Hinnsicht auf mich selbst, als vielmehr um einen oder den andern meiner Mitbrüder die Lust ein zu flößen, auch von dieser Seite zur reineren Erkenntnis der Wahrheit, das Einzige was aus diesem unsteten Leben uns sicher bleibt! bey zu tragen.
Entfernt diese Beehrung meinen Verdiensten bey zu messen, beachte ich solche vielmehr als einen Beweiß wie geneigt die Königliche Academie nicht allein den guten Willen bey anderen erkennet, sondern solchen auch auf zu muntern und zum voraus schon zu belohnen sucht.
Möchte eine günstige Veranlassung erlauben das Zuthrauen dessen die Königliche Academie der bildenden Künsten in München mich würdig achtet durch die That zu verdienen! möchte bey der Form in der Ausführung denn Eure Hochwohlgebohren Beyfall ich mir anneignen! so wäre ein wichtiger Theil meiner Wünsche erfüllet.
Mit dem Ausdruck meiner vollkommensten Verehrung unterzeichne mich
Eure Hochwohlgebohren
ergebenster
Fried. Müller
Rom den .