Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Hochzuverehrender Herr Professor!

Als ich von Düsseldorf abreißte, so übergab mir mein Freund Doctor Paulo ein Schreiben mit, welches ich an Sie mein Verehrungswürdiger Herr uebergeben sollte.

Offenherzig gestehe ich es, daß ich diesen Auftrag mit innigen Vergnügen übernahm; denn dadurch erhielte ich ja Gelegenheit einem Manne, der von der Welt geehrt, und von der Nachwelt betrauert werden wird, meine persönnliche Hochachtung zu bezeigen, und versicherern zu können daß im fernen Norden sich viele wackere und gelehrte Männern mit brüderlicher Theilnahme und herzlicher Freundschaft sich für Sie mein geehrter Herr Professor Interessieren; jedoch dieses sollte nicht seyn, in Friedberg raubte mir mein treuloß entwichener Bedienter nebst anderen effecten, auch die Schreibtafel in welcher ich Dero Schreiben verwahrte; – und politischen Verhältnißen zufolge durfte ich es nicht wagen nach München zu gehen – und so wurde mir denn auch die Gelegenheit entzogen Ihnen meine persönnliche Huldigung darbringen zu können.

Mein Schmerz den Brief entwandt zu wissen ist um so größer, als es nicht der erste ist, denn mein Freund Paulo an Sie abgesendet hatt, und nicht übergeben wurde, und dieser die schönsten Beweiße seiner unendlichen Hochachtung gegen Sie am Tage legte.

Mein Trost besteht in der schönen Ueberzeugung daß Sie, mein gelehrter und würdiger Herr Professor mir verzeihen werden Sie eines Briefes beraubt zu haben denn Sie mit Vergnügen würden angenohmen haben.

Mit der Versicherung meiner Hochachtung habe ich die Ehre zu seyn
gehorsamster

Jos. Moll
OberLieut˖[nant]