Sr. Hochwohlgebohrn
Herrn Geheimen Rath pp
von Leonhard
durch G˖[üte]
Ich halte für Pflicht, werthester Freund, Sie nur mit zwey Worten über den Empfang des Raumer’schen Schreibens zu beruhigen. Es fand sich in einem Paket, das laut Postzeichens am von München abgegangen war, aber erst am , wahrsch˖[einlich] durch irgend einen auf der Post zu Murnau vorgefallenen Fehler, in meine Hände kam. Es ist in sofern unangenehm, als es sich, wenn der Brief zur rechten Zeit in meine Hände kam, vielleicht noch einrichten ließ, Raumern in Benedictbaiern zu sprechen. Ich achte ihn nicht nur seiner reichen Kenntnisse, sondern besonders der sinnreichen Art wegen, mit der er geschichtliche Data zu überraschenden Combinationen benutzt. Auch von der Hagen hätte ich gerne gesehen, theils weil ich die Herausgabe der Nibelungen von Anfang an für eines der größten Verdienste um deutsche Literatur ja um Deutschland angesehen, theils weil mir Steffens von ihm als einem sehr vertrauten Freunde schreibt, der mir manches über seine Lage, sein Thun und Treiben mittheilen könne.
Mein hiesiger Aufenthalt wird nun wohl nicht mehr allzu lange währen, und so hoffe ich bald, Sie persönlich zu begrüßen.
Mit wahrster Gesinnung
Ihr
G[an]z˖ erg[e]b[en]ster
Schelling.