Euer Königlichen Hoheit
mir ertheilten Gnäd˖[igen] Auftrag habe ich mich beeifert so schnell als möglich auszuführen. Unter den 3 griechisch-Gelehrten, die nennenswerth sind, Prof. Döring, Thiersch und Werfer, scheint der lezte durch seine Persönlichkeit am wenigsten zu versprechen und obgleich im Unterricht geübt, doch von Natur nicht die erfoderliche Leichtigkeit zu besitzen. Prof. Döring wird allgemein als ein feiner Mann gerühmt, für den alle seine Schüler die lebhafteste Zuneigung hegen und der den Homer auf den hiesigen gelehrten Schulen mit vielem Geschmack erklärt. Prof. Thiersch ist seiner Persönlichkeit nach Euer Königlichen Hoheit HöchstSelbst bekannt; er hat in grammatischen Ansichten vor Döring vielleicht etwas voraus, und wird wegen der Leichtigkeit, die er in die Formen der Grammatik zu bringen weiß sehr gerühmt; doch zweifle ich ob er die Annehmlichkeiten des Vortrags besitzt, die von Prof. Döring gerühmt werden.
Unter diesen Umständen wollte ich nicht wagen, geradezu zwischen diesen beyden zu entscheiden. Welchen von ihnen Ew. Königliche Hoheit wählen mögen, an jedem von beyden werden Höchstdieselben einen Mann finden, der dem Fach vollkommen gewachsen ist. Wollten Ew. Königliche Hoheit die Gnade haben, nur auf einem Zettel den Namen des einen oder andern zu bemerken, so würde ich das Mögliche thun, um die Sache noch heute soweit in Stand zu bringen, daß Höchstdieselben morgen bereits über den einen oder andern disponiren könnten.
Der ich mich zu Höchsten Gnaden empfelend mit tiefstem Respekt verharre
Euer Königlichen Hoheit
unterthänigst-gehorsamster
Schelling
München den .