Königliche Hoheit!
Zweiter Bericht der ehrfurchtvoll unterzeichneten Akademiker, die Sprachforschungen des Oberlieut˖[nants] Andreas Schmeller betref˖[fend]
Die Unterzeichneten, in Folge der Einladung von Seiten der Akademie, über die fortgesetzten sprachlichen Arbeiten des Oberlieut˖[nants] Schmeller einen ferneren Bericht an Eure Königliche Hoheit zu erstatten, suchen mit Gegenwärtigem dem gnädigsten Erlaß vom abermals gehorsame Folge zu leisten.
Aus dem in Einsicht genommenen Verfahren und den Vorlagen des Oberlieut˖[nants] Schmeller geht hervor:
1.) daß derselbe in der verflossenen günstigen Jahres-Zeit seine Wanderungen fortgesetzt hat, und zwar durch die nördlichen Theile des bayrischen Mundartengebietes.
2.) Daß er hiebey seinen doppelten Zweck verfolgt habe, das Eigenthümliche der Sprachen nicht nur mit eigenem Ohre zu vernehmen und einzusammeln, sondern auch die Aufmerksamkeit der Einzelnen anzuregen und sie zu Beobachtungen zu veranlassen.
3.) Bey dieser Gelegenheit sind ihm mehrere schon druckfertig liegende Sammlungen bekannt geworden, die entweder nur gegen eine angemessene Entschädigung, oder nur als abgesonderte Werke mit den Namen ihrer Verfasser in die Welt treten wollen. Ueber diese glaubt die Commission ihre nächsten Anträge an die Akademie machen zu müssen.
4.) Aus der genommenen besondern Ansicht des gesammelten und bereits zu verarbeiten angefangenen Stoffes wird es wahrscheinlich, daß Oberlieut˖[nant] Schmeller seine Arbeit noch in der wird vorlegen können.
5.) Die Commission fährt fort zu glauben, daß diese der gemeinsamen Sprachforschung wie der vaterländischen gleich fördersame Arbeit etwas Vollständigeres und Gründlicheres, als wir in diesem Fache bis jetzt besitzen, liefern, und das Ganze den auf den Bearbeiter gesetzten Erwartungen entsprechen werde. Endlich
6.) wagt sie es diesem Bericht noch eine unterthänige Bitte beyzufügen. Eure Königliche Hoheit haben durch Höchstdero Unterstützung während der lezten zwey Jahre ein lang ersehntes vaterländisches Unternehmen begünstigt, und das Verdienst dieser Unterstützung ist von Inn- und Ausland in gerechtem Maaße anerkannt worden. Die Akademie der Wissenschaften hat für diese ihre Theilnahme wohl ansprechende Arbeit aus finanziellen Gründen für das nächste nichts thun können. Nur für dieses nächste Jahr wäre es daher noch zu wünschen, daß Eure Königliche Hoheit diese großmüthige Unterstützung fortzusetzen geruhten.
Sollten HöchstDieselben aber andere Bestimmungen zu treffen gesinnt seyn, so entledigen sich die gehorsamst Unterzeichneten hiemit ihrer Pflicht der Dankbarkeit, sowohl für die Unterstützung dieser verflossenen zwey Jahre, ohne welche jenes verdienstliche Unternehmen nicht wäre zu Stand gebracht worden, als auch für das ihnen geschenkte höchste Zutrauen, das ihnen auftrug, von diesen Arbeiten Kenntniß zu nehmen und darüber Berichte zu erstatten.
Wir verharren in tiefester Ehrfurcht
Euer Königlichen Hoheit
unterthänigst treu gehorsamste
Schelling. B. Scherer.
München den .