München .
Sie erhalten hier, Schäzbarster Freund, einen kleinen Aufsatz für das Morgenblatt. Obgleich wissenschaftlich, betrift er einen so allgemein interessanten Gegenstand, daß ich hoffe, er soll auch von dem größern Publikum nicht ungern gelesen werden. Ich habe oft bemerken können, daß die physikalischen Aufsätze des Morgenblatts vor vielen andern mit Intresse gelesen wurden. Sonst wird Sie ja wohl nichts abhalten? Ich wünsche zwar vorerst nicht als V[er]fasser bekannt zu werden; aber im äußersten Fall stehe ich auch mit meinem Namen dafür ein. Der Aufsatz ist mit der größten Schonung und nach gemeinschaftlicher Überlegung mit mehrern Mitgliedern unsrer Akademie geschrieben. Ein äußerer Anstoß zu größerer und tiefergreifender Thätigkeit kann bey einem Institut nicht schaden, das über persönlichen Zwecken seine wahre Bestimmung nur allzu oft vergißt. — Der Hauptfeind ist, wie Sie aus öffentlichen Blättern wissen werden, nun vorerst von hier entfernt, aber es wird wenig helfen, wenn sich das Benehmen der andern Partei nicht ändert.
Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie das Blatt oder die Blätter, in denen mein Aufsatz eingerückt wird, mir wollten zukommen lassen. Ich habe noch Morgenblatt von diesem Jahr bis erhalten, ob ich es gleich vor längerer Zeit abgeschrieben habe. Für meine Person kostet es mich zuviel; auch habe ich noch das vom , worüber ich Sie bitten möchte zu disponiren. Goethe’s XIII. Bd. hat Jacobi zurückgegeben, weil er die Wahlverwandschaften schon habe. Was soll ich damit anfangen? Von den Weltaltern sind 13 Bogen fertig gedruckt; es geht langsam weil ich 24 Stunden von hier drucken und mir die Correkturen schicken lasse; auch bin ich durch manche Umstände gestört worden, daß ich froh seyn will, wenn das Ganze im fertig ist.
Leben Sie recht wohl und behalten in gutem Andenken
Ihren
ergebensten
Schelling.