München .
Schon so lange ist es wieder, daß ich Ihnen, theuerster Freund, nicht geschrieben. Ein für Erhohlung und größere Arbeits-Muße nöthiger Aufenthalt auf dem Lande hat die meiste Schuld daran. Die erfreulichen Nachrichten über Wirtembergs Aussichten verdanke ich Ihnen herzlich; möge werden, was von allen Seiten recht und billig ist! Wirtemberg muß vorangehn, in allen andern Ländern sieht es noch trüb genug aus und wie können auch Verfassungen, wo sie nie gewesen und das Volk nicht für sie gebildet ist, gleichsam improvisirt und aus dem Stegreif geschaffen werden!
Ich hoffte, nach Ihren Äußerungen, immer, nun bald den bewußten Kunstaufsatz zu lesen; es sind seitdem wohl 3, wo nicht 4 Kunstblätter erschienen. Ist er etwa vergessen worden, so erlauben Sie, daß ich denselben in’s Andenken zurückrufe.
Ich meyne gelesen zu haben, daß auch in Ihrer Buchhandlung Subscription auf Voßens Aristophanes angenommen wird? Dürfte ich in diesem Fall bitten auf 1 Exemplar für mich (doch ohne Namensangabe) zu unterzeichnen.
Wegen der neuen Ausgabe von Goethe’s Werken bitte ich ebenfalls für die 4 Bände, welche die ältere Ausgabe ergänzen, mich mit 2 Exemplaren zu notiren.
Behalten Sie mich in freundlichem Andenken und leben Sie recht wohl und vergnügt! Mit immer gleicher Gesinnung
Ganz
Der Ihrige
Schelling